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Die 1931 in Danzig geborene Film- und Fernsehschauspielerin Ingrid van Bergen begeht am 15. Juni ihren 70. Geburtstag. Ihr Vater fiel in Rußland sieben Tage nach ihrem zehnten Geburtstag. Mit Mutter und Geschwistern zog sie nach Zoppot, wo sie das Lyzeum besuchte. 1945 kam die Familie über die Ostsee nach Dänemark. Es begann eine unangenehme Zeit hinter Stacheldraht. Ein Flüchtlingsschicksal von vielen. Die Odyssee der Familie ging weiter: 1946 kamen die van Bergens mit einem Sammeltransport nach Württemberg. In Reutlingen bestand Ingrid das Abitur.
Trotz all der unvorhergesehenen Ereignisse hatte Ingrid van Bergen den frühen Traum vom Schauspielerberuf nicht vergessen und vor allem nicht aufgegeben. In Hamburg, wo sie sich an der Staatlichen Schauspielschule einschreiben ließ, ging Ingrid das Geld aus. Eine Tätigkeit als Mannequin blieb nur Episode . In München hielten allzu gestrenge Schauspielprüfer ihr Talent nicht für ausreichend, um eine Bühnenkarriere empfehlen zu können. Doch dann kam Land in Sicht. Ingrid fand 1953 eine Aufgabe im Rahmen des gerade in München gegründeten Kabaretts "Die kleinen Fische" und eignete sich in fünfjähriger harter Arbeit an sich selbst die Grundvoraussetzungen des Schauspielerdaseins an. Später war sie auch als Kabarettistin in Hamburg in der "Kleinen Komödie" und im "Rendezvous" tätig.
Die Filmregisseure wurden auf sie aufmerksam. Obwohl sie zunächst nur recht winzige Rollen bekam, ließen sich nach und nach zuerst in Helmut Käutners "Bildnis einer Unbekannten" auch andere namhafte Re-gisseure wie Siodmak, Kurt Hoffmann und Wolfgang Staudte von ihrer Persönlichkeit und ihrem schwer erworbenen Können überzeugen und vertrauten ihr größere Aufgaben an. Die Liste der Filme, in denen Ingrid van Bergen mitwirkte, ist beachtlich geworden. Es finden sich darunter Titel wie "Des Teufels General", "Wir Wunderkinder", "Nachts wenn der Teufel kam" und vor allem "Rosen für den Staatsanwalt".
Dann der 3. Februar 1977. In einem Anfall rasender Eifersucht erschießt sie ihren um zwölf Jahre jüngeren Freund Klaus Knaths. Sie erhielt dafür sieben Jahre Freiheitsentzug wegen Totschlags. Nachdem sie zwei Drittel der Strafe verbüßt hatte, wurde sie Anfang Oktober 1981 freigelassen. "Die fürchterlichste Zeit begann für mich erst nach der Freilassung", sagte sie einmal. Sie mußte von neuem anfangen. Rollenangebote waren zunächst rar, doch sie schaffte es, sich wieder durchzusetzen. 1990 starb ihre Tochter Caroline aus der Ehe mit dem Schauspieler Michael Hinz an Krebs. Ingrid van Bergen ist im Fernsehgeschäft wieder gut vertreten, drehte unter anderem "Tatort", "Mobbing Girls", "Barmherzige Schwestern", "Nina Vom Kinderzimmer ins Bordell" und "Die vier Spezialisten". Ingrid van Bergen lebt heute überwiegend auf Mallorca.
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