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Es ist still - geradezu grabesstill - geworden um das Thema Abtreibung. Das war in den 70er und 80er Jahren anders. Da zogen kampfeslustige Emanzen mit dem Slogan "Mein Bauch gehört mir" durchs Land. Politisch und ideologisch waren sie zumeist beheimatet bei der sich gerade etablierenden Partei der Grünen.
Zu deren Kernforderungen zählte damals das sogenannte Verursacher prinzip. Wie merkwürdig: Auf alle Bereiche des Umweltschutzes und der Technologie sollte es lückenlos angewandt werden. Aber hat man je von Forderungen gehört, die "Verursacher" (nicht unbedingt immer "gentlemen") auch dann zur Kasse zu bitten, wenn es um die Kosten eines Schwangerschaftsabbruchs geht? Warum eigentlich nicht? In den weitaus meisten Fällen pflegen Schwangerschaften mit tatkräftiger männlicher Beteiligung zu entstehen. Und leider fällt auch die Entscheidung, eine - warum auch immer unerwünschte - Schwangerschaft abzubrechen, oft mit männlicher Beteiligung. Im Klartext: Die Herren haben gern ihren Spaß, wollen aber für die Folgen nicht in die Pflicht genommen werden und setzen daher die werdenden Mütter massiv unter Druck. Eine schäbige Verantwortungslosigkeit, die von der "Spaßgesellschaft" auch noch quasi belohnt wird, indem Krankenkassen oder Sozialämter (oder auch in relativ seltenen Fällen die Frauen) die Abtreibungskosten übernehmen. Gerade angesichts der heutigen Möglichkeiten, die "Erzeuger" eindeutig zu identifizieren, sollte man es den Beinahe-Vätern nicht so leicht machen, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Juliane Meier |
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