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Der Autor und Dramatiker Botho Strauß macht sich im "Spiegel" vom 13. Februar ernste Sorgen um die Zukunft Europas:
"Der zur Mehrheit tendierende Anteil der muslimischen Bevölkerung von Amsterdam und anderen Metropolen braucht unsere Toleranz bald nicht mehr ... In spätestens 20 Jahren wird der junge christliche Kicker auch in diesem Stadtteil zur ... Minderheit gehören. Man wüßte nur gern, ob sich die anderen in ihrer Mehrheit dann ebenso empfindlich bei der Abwägung zwischen Toleranz und Dominanz verhielten."
Der durch sein Buch über Mohammed weltbekannt gewordene dänische Autor Kåre Bluitgen rät laut "Welt" vom 14. Februar vom Nachgeben im Karikaturen streit ab:
"Warum den Kampf nicht jetzt aufnehmen? Wir werden ohnehin kämpfen müssen."
Der Karikaturist Klaus Stuttmann, der durch eine Karikatur der iranischen Fußballmannschaft ins Schußfeld Teherans geraten ist, gibt indes resigniert zu:
"Die Selbstzensur ist in vollem Gang. Man muß zweimal überlegen, wer sich wodurch verletzt fühlen könnte."
Die spanische Zeitung "ABC" resümiert am 7. Februar:
"Die zunehmende Gewalt in der islamischen Welt ist zum Auslöser einer Debatte geworden, der Europa sich nicht stellen wollte, die nun aber unvermeidlich geworden ist. Es ist eine Debatte über die Möglichkeit, die demokratische Kultur des Westens und die theo- kratische muslimische Kultur zusammenzubringen."
Der Genfer "Tages-Anzeiger" vom 12. Februar räumt zu dem offenbar gewordenen Graben zwischen Abendland und Morgenland selbstkritisch ein:
"Dieses Problem haben wir in seiner Schärfe und Unmittelbarkeit unterschätzt."
Feindstaub
Fortgewaschen, weggeblasen
ist der Feinstaub über Nacht -
auch aus Hirnen, nicht nur Nasen!
Flott, wer hätte das gedacht?
In die Bresche springt ein Retter,
denn genau zur rechten Zeit
eskaliert ein dicker, fetter
Karikakaturenstreit!
Feindbild - ja, das muß man pflegen,
mal konkret und mal abstrakt,
um die Menschen aufzuregen,
sonst erscheint der Kaiser nackt.
Sind s nicht -ole, -ine, -ate,
müssen -isten, -aner her
oder -enser, rabiate,
auch die Gene nützen sehr.
Will man maximal kassieren,
schreit man "Haltet ihn, den Dieb!"
Da die Leute nix kapieren,
lohnt sich immer der Betrieb.
Wundert s: Auch Propheten bauen
stets auf Weltenuntergang -
aber diesmal (im Vertrauen)
dauert s wirklich nimmer lang.
Gonzalo de Braganza |
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