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In der Frankfurter Allgemeinen vom 19. Juli beschuldigt Stefan Dietrich bundesdeutsche Kreise, Polen gegen das geplante Zentrum gegen Verteibungen in Berlin aufgebracht zu haben:
"Die polnischen Reaktionen auf die Stiftungsinitiative der BdV-Vorsitzenden Steinbach und des Sozialdemokraten Peter Glotz arteten zeitweise in ein Säbelrasseln aus, wie man es zuletzt in finstersten Zeiten des Kalten Krieges erlebt hatte. Als Fußnote ist festzuhalten, daß es deutsche Politiker, Professoren und Publizisten waren, die die polnische Öffentlichkeit gegen das Stiftungsprojekt und dessen Urheber mobilisierten. Ihre verdächtigungen kamen postwendend als handfeste Tatsachen aus Polen zurück."
Dietrich fordert daher die Bundesregierung auf, entgegen den Einlassungen des neuen Bundespräsidenten das Vertreibungsgedenken nicht auf die europäische Ebene zu entsorgen:
"Die Deutschen haben ihrer wiedervereinigten Hauptstadt als Gründungsakte ein Schuldbekenntnis mitgegeben, das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas. (...) Sie haben sie (ihre Lektion aus der Geschichte) jedoch nur halb gelernt, solange sie begangenes Unrecht anders gewichten als erlittenes und Verteibungsverbrechen als ,Folge vorausgegangener Untaten bagatellisieren. Statt den zweiten Teil der Lektion, die generelle Ächtung ethnischer Säuberungen, zu ,europäisieren , also abzuschieben, sollte sich die Bundesregierung endlich auch zutrauen, gemeinsam mit den Vertriebenen ein Beispiel dafür zu geben, wie man den eigenen Opfern der Geschichte so gerecht wird, daß kein Nachbar daran Anstoß nehmen kann."
Zur Kritik am Widerstand des 20. Juli bemerkt die Schwäbische Zeitung vom 19. Juli:
"... erst Gewissen plus Zivilcourage führen zum Widerstand. Die Männer und Frauen des 20. Juli besaßen beides. Sie nahmen es in Kauf, als Eidbrüchige und Verräter gebrandmarkt zu werden. Sie wußten, daß viele Deutsche sie nicht verstehen, sie verurteilen würden, daß ihnen Folter und Tod drohten. Wer ihnen reaktionär es Denken und elitäres soziales Bewußtsein vorwirft, hat nicht begriffen, daß beides zusammengehörte: Die Überzeugung, daß gerade sie zum Handeln berufen seien, entsprang dieser altmodischen Haltung. (Geistes-) Adel verpflichtet auch zum Widerstand, wenn das Gewissen es verlangt."
Bärendienst
Junger Mann, du willst mitnichten
Wehrmann sein und Reservist,
weil der Barras wegen Pflichten
gar nicht für dich tauglich ist?
Auch Zivildienst, fromm und bieder,
ist, weil manchmal unbequem,
tief im Herzen dir zuwider?
Macht nichts, alles kein Problem!
Denn jetzt haben unverhohlen
höchste Richter judiziert
und die eN-Pe-De empfohlen,
wenn auch leicht verklausuliert:
Mitglied werden, nicht bloß wählen,
mußt du dort zum Eigennutz -
wo grad Funktionäre fehlen,
sagt dir der Vaufassungsschutz.
Wirst sodann du einberufen,
melde gleich am Tore schon,
nicht erst auf den Treppenstufen
Mitgliedschaft und Funktion.
Wetten, ohne Federlesen
schmeißen sie dich wieder raus -
Onkel Struck bezahlt die Spesen,
und du gehst befreit nach Haus.
Gonzalo de Braganza
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