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Im Streit um den designierten EU-Kommissar Rocco Buttiglione wittert Focus-Chefredakteur Helmut Markwort am 25. Oktober, die dem Politiker vorgeworfene Intoleranz werde gerade von seinen Gegnern praktiziert. Buttiglione habe klar zwischen seiner persönlichen, religiösen Haltung zu Homosexuelle
n und seinem Respekt vor deren rechtlicher Gleichstellung unterschieden:

"Buttiglione selbst könnte wegen seiner religiösen Orientierung diskriminiert werden. Das wäre eine groteske Umkehrung der Intoleranz, wenn ein Anhänger der katholischen Kirche, die einst Andersgläubige verfolgt hat, durch die neuen Fundamentalisten als Ketzer gebrandmarkt wird ... Daß linke Gesinnungspolizisten Andersgläubige jagen, ist keine Überraschung. Daß aber Liberale - auch Deutsche - die Meinungsfreiheit und Denkfreiheit mißachten, ist ein peinliches Erlebnis."

 

Weniger scharf, aber in der Richtung ähnlich argumentiert die Wiener Presse vom 22. Oktober:

"(Es ist) völlig legitim und keineswegs ein Angriff gegen das Christentum, wenn Parlamentsabgeordnete sagen: ,Nein, den wollen wir nicht als Kommissar, weil uns seine Einstellung nicht gefällt. ... Bedenklich ist aber, daß viele Buttiglione-Kritiker so tun, als wäre die europäische Wertedebatte schon abgeschlossen und Buttiglione wegen ,uneuropäischer Gesinnung eben objektiv unbrauchbar. "

 

Die Süddeutsche Zeitung vom 26. Oktober warnt Schröder und Chirac anläßlich des Dreiergipfels mit dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan davor, zu meinen, Europa sei automatisch überall dort, wo bloß seine Gesetze gelten:

"Europäische Identität läßt sich nicht allein durch einen Wertekatalog schaffen, sonst könnten bei entsprechender Reformfreude auch Iran und Burkina Faso beitreten. Ein Wir-Gefühl kommt ohne Kultur und Geschichte nicht aus. Das erklärt, warum sich das EU-Modell nicht auf andere Kontinente übertragen ließ."

 

Das große Mißverständnis

Laßt mich singen il canzone

über Rocco Buttiglione

und Europas parlamento,

impotente, turbulento.

Rocco, heißt es, sei umstritten,

weil beim Papste wohl gelitten -

Gegenteil von molto bene

für Europas linke Szene!

Trotzdem möchte der Barroso,

einst als Maoist famoso,

daß den Rocco in Brusselle

man zum Kommissar bestelle.

Schon gewonnen schien die Pfründe -

doch der Rocco sprach von Sünde:

Ein peccato höchst mortale

sei das contranaturale!

Und für Frauen, selbst im Westen,

sei die Ehe stets am besten -

wie nur läßt sich das vereinen

mit den Werten, den gemeinen?

Selbstverständlich tanzt Mazurka

jeder Gutmensch alla turca,

denn es sind die Islamisten

bombensicher keine Christen.

Aber niemand hat capito,

nicht einmal der Cohn-Bandito:

Auch koranische Gesänge

regeln Sex und Ehe strenge!

Rocco, voller Gottvertrauen,

wollte einfach Brücken bauen -

ach, wie sind in Euro-Landen

Türkenfreunde mißverstanden...

Gonzalo de Braganza

 
     
     
 
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