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Die große Liebe - es gibt wohl kaum einen Menschen, der nicht auf der Suche danach ist. Schon kleine Kinder spielen Liebes-paar, und kaum ein Mädchen bleibt nicht mit vor Entzückung leuchtenden Augen vor dem Schaufenster mit Brautmoden stehen und träumt von seinem Prinzen. In Liedern, Büchern, Theaterstücken und Spielfilmen ist das Thema Liebe fast immer präsent. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus?
Zu einer Zeit, als die sogenannte "freie Liebe" auf der Tagesordnung stand, besuchte die Journalistin Ursula Lebert für die Frauenzeitschrift Brigitte junge Liebespaare. Sie beschrieb 1972 die verschiedenen Beziehungsformen, denn damals galt die Ehe als spießig. Der Spruch "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört zum Establishment " war in aller Munde, trotzdem wagten noch genügend junge Paare den Schritt in eine gemeinsame Zukunft. In dem Buch "Du bist mein Augenstern" von Ursula und Stephan Lebert (Blessing, München, geb., 192 Seiten, 19,90 Euro) sind nun einige der Artikel aus der Reportageserie nochmals nachzulesen. Die Berichte der Autorin sind schon allein aufgrund des inzwischen kaum noch nachvollziehbaren Lebensgefühls der 70er Jahre lesenswert. Noch interessanter jedoch werden die 30 Jahre alten Artikel aus der Brigitte dadurch, daß der Sohn der Journalistin einige der Paare von damals besucht hat, um zu sehen, was aus ihrer Liebe und häufig auch Ehe geworden ist.
Und wie Stephan Lebert es bei sich selbst bemerkt, ist auch der Leser gespannt darauf zu erfahren, was aus den Menschen und ihrer Liebe geworden ist. Das Gefühl, die Zeit vorspulen zu können, um zu sehen, ob das in der Reportage von 1972 vorgestellte Paar wirklich sein Glück gefunden hat, entwickelt eine besondere Sogwirkung, so daß man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann, auch wenn so manche Lebensgeschichten deprimieren und die große Liebe in Wirklichkeit nur eine Illusion war.
Gleichzeitig rührt auch die Hoffnung, die die jungen Liebenden 1972 besaßen. Da beide Leberts äußerst sensibel und nachdenklich an das Thema herangehen, geht die Lektüre sehr nahe.
Kapitelüberschriften wie "Das Ehepaar Eick im Jahr 1972: Rosi wünscht sich viele weiße Wolken-stores" vermitteln schon ein wenig von dem damaligen Befinden. Rosi wohnte damals, gerade neunzehnjährig und hochschwanger, mit ihrem zwanzigjährigen Gatten Alfred noch in einem kleinen Zimmer bei ihren Schwiegereltern. Alfred verdiente wie sein Vater das Geld für seine kleine Familie unter Tage, die eifrig für ein eigenes Zuhause sparte. Alles wirkt so armselig und so bemüht, und trotzdem schienen Rosi und Alfred glücklich. Doch welche Klammer hält Paare zusammen, fragt Stephan Lebert 2002. Fakt ist, daß die Klammer, die Rosi und Alfred zusammenhalten sollte, eben nicht hielt, Alfred heute aber immerhin eine glückliche Ehe mit Ilse führt.
Stephan Lebert versucht jedesmal zu ergründen, warum bei einigen die Liebe erhaltenblieb, inwieweit sie sich wandelte und wenn sie denn erlosch, wie dies geschehen konnte.
Für die Gegner der freien Liebe mag die Tatsache, daß dieses Modell in Sachen Glück keineswegs erfüllend war, eine Bestätigung sein. Eines der Paare von einst ist zwar noch zusammen, doch der ständige Partnerwechsel selbst während der Ehe hat sie einander nie näher kommen lassen. Nun im Alter leben sie nebeneinander her. Eigentlich wollte jeder dem anderen seine Freiräume lassen, nicht besitzergreifend sein, doch anhand dieser Beziehungen erkennt der Leser, daß Liebe eben aus bedingter Inbesitznahme des anderen besteht, Marx Theorien haben da wenig zu sagen.
"Du bist mein Augenstern" ist ein Spiegel unser Zeit. Viele Ehen gingen auseinander, aber einige hielten eben auch. Und selbst wenn diese nicht immer unter die Rubrik "große Liebe" fallen, so geben sie doch Hoffnung, denn die Ehepartner sind trotz schicksalsbedingter Probleme einander Halt und ein stetes "Zuhause". Fritz Hegelmann
Der Lenz
Die Blumenglocken läuten,
es klingt ein kleines Lied,
will in den Frühling leiten,
das Grau des Alltags flieht.
Der Lenz schenkt neues Hoffen,
beflügelt unser Sein,
die Türen stehen offen,
es lockt der Sonnenschein. |
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