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Europa-Politik: Krach in der FDP
In der FDP kündigt sich kurz vor den Europawahlen ein Richtungswechsel in der EU-Politik an. Vor allem jüngere Liberalenpolitiker wie der griechischstämmige Georgios Chatzimakis (37) oder der gleichaltrige Alexander Graf Lambsdorff kritisieren offen den "europäischen Superstaat", der vom gebeutelten Deutschland viel zu hohe Beiträge verlange, dagegen habe "Spanien ein wunderbares Wirtschafts wachstum durch die Gelder aus Brüssel, finanziert mit deutschen Steuern", so Chatzimakis. Der junge Lambsdorff spricht sich insbesondere gegen einen Beitritt der Türkei aus. Altvordere wie die Ex-Außenminister Genscher und Kinkel sehen ihr Erbe in Gefahr, Für die Erweiterung der EU gebe es "keine Alternative", so Kinkel. FDP-Fraktionsvize Werner Hoyer warnt vor "Populismus".
Hans Modrows Karriere ist zu Ende
Die politische Karriere des letzten SED-Staatschefs der DDR, Hans Modrow, ist beendet. PDS-Chef Lothar Bisky hat den 75jährigen gedrängt, "aus Altersgründen" nicht mehr im Juni für das Europaparlament zu kandidieren. Modrow wurde am 27. Januar 1928 in Jasenitz, Kreis Ueckermünde geboren. 1945 geriet er in sowjetische Gefangenschaft, wo er politisch umerzogen wurde. Ab 1949 stieg Modrow in der SED-Hierarchie rasch auf und war von 1973 bis 1989 SED-Bezirkssekretär (Vorsitzender) des Bezirks Dresden, der Ost-Sachsen umfaßte. Nach dem Mauerfall am 9. November übernahm er im Dezember 1989 die bröckelnde Macht in der DDR vom kurzzeitigen Honecker-Nachfolger Egon Krenz. Modrows Versuche, die SED-Herrschaft noch einmal zu stabilisieren, wie etwa die Neuaufstellung der Stasi als "Amt für Nationale Sicherheit" ("Nasi"), scheiterten an massiven Bürgerprotesten. Nach den ersten und letzten freien Wahlen in der DDR am 18. März 1990 mußte Hans Modrow die Regierungsgewalt an Lothar de Maizière (CDU) übergeben.
Zeuge des Umbruchs
In der Schicksalsstunde Europas Ende 1989 saß Englands Außenminister Douglas Hurd buchstäblich zwischen Baum und Borke: Seine Premierministerin Margaret Thatcher haßte die Deutschen und wollte ihre Wiedervereinigung um jeden Preis verhindern. Hurd selbst hatte ein weit entspannteres Verhältnis zu den Vettern hinter der Nordsee - und war realistisch genug zu erkennen, daß der Beginn einer neuen Epoche ohnehin nicht aufzuhalten war. So lavierte Hurd, wie es nur ging. Jetzt hat der versierte Brite diese brisanten Tage in seinen Memoiren aufleben lassen, die bislang leider nur auf englisch erschienen sind. Darin beschreibt er in lebhafter Weise ebenso seine Freundschaft zu Kohl wie seine Verzweiflung an Thatcher. (Douglas Hurd: "Memoirs", Verlag Little, Brown, London 2003, 534 Seiten, 20 Pfund. Sobald eine deutsche Übersetzung vorliegt, wird sie über den Buchhandel lieferbar sein.)
In Ullas Gesuntergrundbahn |
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