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Eingeladen zum diesjährigen Politischen Frauenseminar im Ostheim in Bad Pyrmont hatten die Bundesvorsitzende des Ostdeutschen Frauenkreises, Uta Lüttich, und Peter Wenzel von der Bundesgeschäftsstelle der LO. Diese Veranstaltung ist seit Jahren eine feststehende Einrichtung, die sehr interessiert angenommen und besucht wird. Hochkarätige Referenten rüsten die gutinformierten Vorsitzenden der örtlichen Gruppen aus allen Bundesländern samt ihren Vorstandsmitgliedern und Landesvorsitzenden mit hervorragend fundierten Vorträgen aus als wichtige Multiplikatoren für die Arbeit in ihrer Region.

Besonders erfreulich war, daß diesmal zu den Vorständen der Minderheitenvereine im südlichen Ostdeutschland erstmals auch die Vorsitzende vom Verein ,,Edelweiß" aus Wilna über die ,,Wolfskinder" referierte.

Nach der Begrüßung der 38 Teilnehmerinnen gab Uta Lüttich eine kurze Einführung zum Seminar-Thema, das von den verschiedenen Referenten dargestellt wurde.

Erster Referent war der Historiker Professor Dr. Wolfgang Stribrny aus Bad Sobernheim mit einem Vortrag ,,Vom Zarenreich
zur Unabhängigkeit - Die Geschichte Litauens im 19. und 20. Jahrhundert". Er hob hervor, daß die Litauer noch heute stolz sind auf ihr Großreich im 14. und 15. Jahrhundert, das von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichte. Der Referent sprach davon, daß die Union Polens mit Litauen (1386-1569) Litauen christlich machte, daß aber seine Identität durch Polen bedroht wurde. Bei dem Streifzug durch die turbulente Geschichte Litauens und des Memellandes erwähnte Stribrny abschließend, daß 1939 das Memelland zu Deutschland und Ost- preußen zurückkehrte. 1989 wurde das ,,Ännchen von Tharau-Denkmal" dank ostdeutscher Initiative in Memel wiedererrichtet.

Von der litauischen Botschaft sprach der Gesandte A. Gudaitis zum Thema ,,Litauens Weg zur NATO und zur Europäischen Union". Er berichtete von den Schwierigkeiten seines Landes hinsichtlich der Auflösung der Sowjetunion bis heute und vom aktuellen Stand der Beitrittsverhandlungen Litauens zur Europäischen Union.

Als sehr informativ erwies sich der Vortrag des Marburger Völkerrechtslehrers Professor Dr. Gilbert Gornig zum Thema ,,Die Entwick-lung der völkerrechtlichen Situation des Memellandes seit dem I. Weltkrieg". Er untersuchte hierbei, wie sich der Versailler Vertrag auf die staatsrechtliche Stellung des nördlichsten Teiles Ostdeutschlands ausgewirkt hat und auf welchem Wege Litauen das eroberte Gebiet für sich zu sichern suchte. Weitere Stationen waren der deutsch-litauische Staatsvertrag von 1939, die Eingliederung des Memellandes in den Staatsverband der UdSSR nach 1945 sowie die staatsrechtlichen Konsequenzen der erneuten litauischen Unabhängigkeit des Jahres 1990.

Zum Thema ,,Minderheitenschutz und Minderheitenrechte im Baltikum der Gegenwart" referierte sehr engagiert und kompetent der ehemalige Chefredakteur des es, Radermacher aus Bonn. Sein Resümee: Der Minderheitenschutz ist nach Maßgabe des Möglichen gut bis sehr gut.

Edmund Ferner, Landeskulturreferent des Landesverbandes der Ostdeutschland in Schleswig-Holstein, aus Burg in Fehmarn machte mit seinem Thema ,,Was haben wir unter Preußisch-Litauen zu verstehen?" deutlich, wie dieser Begriff entstand und welche Wandlungen er bis in die heutige Zeit erfahren hat. Er stellte sich als waschechter Königsberger vor, der 35 Jahre im Schuldienst und 28 Jahre bei der Aktion Freies Deutschland tätig war. Sehr informativ waren seine Ausführungen über die lebendige Schulpartnerschaft mit der Ragniter Schule, wo er sogar beim Abitur dabeisein konnte und hervorragende Kontakte besitzt. Auch mit ihm kam ein exzellenter Kenner der Materie zu Wort.

Zum Thema ,,750 Jahre Memel - 1252 bis 2002" sprach der Kreisvertreter der Heimatkreisgemeinschaft Memel-Stadt, Peter Pflug aus Eutin. Er umriß die Geschichte der Stadt Memel und untermauerte seinen Vortrag eingängig mit einem informativen Videofilm. Er wurde kürzlich zum 2. Bundesvorsitzenden der Gruppe der Memelländer gewählt.

Einen wirklich exzellenten Vortrag hielt der Mitarbeiter der Aktion Freies Deutschland aus Hamburg, Peter Wenzel, zum Thema ,,Litauen und das Königsberger Gebiet - Nachbarn in Europa" den Anwesenden. Außer einer geschichtlichen Ausleuchtung ging er auf die vielen aktuellen Probleme ein, und auf erkennbare Hoffnungen und Erwartungen. Er schloß mit dem Hinweis, daß Litauen im Hinblick auf die Zukunft des Königsberger Gebietes eine Haupt- rolle spielen möchte, da es als direkter Nachbar von allen Entwick-lungen im Gebiet direkt betroffen würde.

Sehr erschütternd war das letzte Referat der Tagung von Luise Kazu-kauskiene vom Verein ,,Edelweiß" aus Wilna zum Thema ,,Bericht über die Lage der Wolfskinder in Litauen". Er ließ vieles wieder in der Erinnerung auferstehen, dieser Bericht über die 1.000 obdachlosen und halbverhungerten Kinder, die im eisigen Winter 1945/46 nach Litauen kamen. Erschütternd ihre unterschiedlichen Lebenswege und die fast zwingende Suche nach ihrer Herkunft, solange sie leben. Sehr anschaulich und ergreifend der Film ,,Der lange Weg der Wolfskinder", gedreht von der Havel-Film-Babelsberg.

Als hervorragende Ergänzungen erwiesen sich die beiden gezeigten Videofilme ,,Das Baltikum zwischen Königsberg und Wilna" und ,,Memelland. Heimat zwischen Haff und Strom".

Im Anschluß an alle Referate ergaben sich lebhafte Diskussionen und anerkennender Beifall.

 

 
     
     
 
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