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Das kleinste Handy, der schickste Wagen, die trendigsten Klamotten, das klangsvollste Soundsystem, die Ferien am angesagtesten und exklusivsten Urlaubsort. Immer das beste und vor allem neuste zu haben, was der Markt so bietet, kann auf Dauer ganz schön anstrengend werden. Vor allem in einer Zeit, in der es sich viele einfach wirtschaftlich nicht mehr erlauben können, immer die topaktuellsten Dinge zu besitzen.
Ebenso ist es auch Michael Simperl vor einiger Zeit ergangen. Von einem Tag auf den anderen verschlechterte sich seine finanzielle Situation und er mußte gezwungenermaßen mit weniger Geld auskommen.
Wie es ihm dabei ergangen ist und welche Auswirkungen diese Tatsache auf sein gesamtes Leben genommen hat, beschreibt er in diesem Buch.
"Lessness (von englisch ,less = weniger) steht für einen eigenen Lebensstil ... Lessness ist die bewußte Entscheidung, einfach weniger zu wollen und weniger zu haben. Und dieses Weniger zu genießen ... Alle Welt trichtert uns den Genuß ein, der mit einem Mehr verbunden ist ... Von solchen Idealbildern geprägt, können wir uns heute kaum noch vorstellen, daß auch das Gegenteil einer solchen Lebensweise äußerst angenehm sein kann. Genießen, wenn etwas weniger wird? Oder gar nicht vorhanden ist? Sie werden staunen - es funktioniert!"
Michael Simperl zeigt die positiven Seiten dieser Lebenseinstellung auf, er beschreibt, was man alles ändern kann, um ein Leben "less" zu führen.
Viele dieser Ratschläge sind durchaus nützlich, und sicherlich wird fast jeder Leser ein paar dieser Ratschläge annehmen können und versuchen, diese für die Zukunft zu beherzigen. Vor allem in einer Welt, wo die gesamte Werbebranche uns suggerieren möchte, daß das Selbstwertgefühl mit der Kaufkraft steigt. Frei nach dem Motto "Ich bin, was ich kaufe!"
Allerdings bleibt fraglich, ob ein Schaufensterbummel bei geschlossenen Läden tatsächlich den gleichen Spaß bereitet wie eine Shoppingtour auf der man alles anschauen, anfassen und ausprobieren kann. Dabei hat Simperl mit seinem Argument für den Sonntagsstreifzug durch die City natürlich fraglos Recht: für den Geldbeutel ist er auf jeden Fall besser.
Natürlich sollte man auch nicht begierig nach Schnäppchen durch die Geschäfte streifen, an jedem Wühltisch haltmachend und planlos alles in den Einkaufskorb
werfend, einfach weil es ein Angebot ist und man es vielleicht irgendwann einmal brauchen könnte.
Als beste Lösung erscheint dem Leser am Ende dieses Buches wieder einmal der gute alte Goldene Mittelweg! Simperls Kredo "Qualität statt Quantität" läßt sich jedoch definitiv nicht widerlegen, denn was nützen uns drei sagenhaft günstige Steakbestecke, wenn nicht eines davon scharf genug ist, unser Fleisch klein zu schneiden!
Michael Simperl: "Lessness - Weniger ist mehr - genieße es", Econ, Berlin 2005, Hardcover, 175 Seiten, 14,95 Euro |
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