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Wer die Wahl hat geht woanders hin

 
     
 
Da die Deutschen immer weniger eigene Kinder haben, ist schon seit geraumer Zeit die Rede davon, die Lücken durch Einwanderer und deren Kinder zu schließen. Derzeit zeigt sich allerdings, daß aufgrund mangelnder Integrationswilligkeit, aber auch zu wenig Anreize für die Eingewanderten, sich einem schwammigen Deutschtum anzuschließen, das nicht des Rätsels Lösung sein kann.

"Keine Offenheit ohne Patriotismus
" lautet auch hier eine frappierend schlichte Antwort des Geschäftsführenden Redakteurs des "Manager Magazins", Henrik Müller.

Nicht nur, daß es vielen Deutschen schwerfällt, die Tatsache zu akzeptieren, daß die Folge ihrer Kinderarmut der Zuzug von Ausländern ist, diese führten mit ihrem häufig selbstbewußten Nationalitätsdenken und gelebten Religionszugehörigkeit den Deutschen vor Augen, was ihnen fehle.

"Wer sind wir", wäre eine ganz natürliche Frage, die sich das Einwanderungsland angesichts der anderen stellen würde, doch die Deutschen würden im Vergleich zu anderen "Einwanderungsländern" dieser Frage ausweichen, so Müller.

Daß Deutschland ein Einwanderungsland sei, sei zudem für viele nicht selbstverständlich, dabei seien doch seit den 1950er Jahren Millionen Menschen nach Deutschland gekommen, um hier dauerhaft ihren Hauptwohnsitz zu haben. Insgesamt seien inzwischen einschließlich der bereits eingebürgerten Zuwanderer 12 Prozent der Bevölkerung "Fremde".

Eine aktuelle EU-Studie belegt die aktuellen Wanderbewegungen in Europa und dabei kommt für Deutschland nichts Schmeichelhaftes heraus. So kämen angeblich kaum andere Europäer wegen der Lebensqualität ins Land, wie es bei Spanien, Italien und Frankreich der Fall ist. Vielmehr sind es Arbeits- und Studienplätze, die andere Europäer ins Land zögen.

Während dieses Ergebnis allerdings nur nicht sonderlich rühmlich ist, ist ein anderes von existentieller Bedeutung: Die Personen, die aus anderen europäischen Staaten nach Deutschland kommen, sind vor allem weniger Qualifizierte, die Handarbeit suchten. Qualifizierte Fachkräfte hingegen zögen vor allem nach England und Irland.

Deutschland, ein Land, in dem vor allem die Zahl der industriellen Arbeitsplätze abnimmt, in dem schon Millionen Ausländer aus Ländern außerhalb der EU leben und einwandern, die ebenfalls für das Arbeitsleben der Zukunft zu schlecht qualifiziert sind, bekommt weitere arbeitssuchende Ausländer hinzu. Die Bundesrepublik scheint im Gegenzug auf die europäischen, auswanderungswilligen Eliten keine Anziehungskraft auszuüben.

Diese Art der Einwanderung verschlimmert die derzeitige dramatische Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter und wird somit keineswegs eine positive Auswirkung auf die demographischen Probleme haben können. Statt dessen wird die Stimmung zwischen den Deutschen und den "Fremden" nicht besser, wenn sie vermehrt im Wettbewerb um Arbeitsplätze und Sozialleistungen sowie im Kampf um Identitäten sind.

Doch warum bleiben die Qualifizierten Deutschland fern? Leistungsfähige und Leistungswillige werden dringend gebraucht. Schon heute betreiben rund eine viertel Million Ausländer Unternehmen. Liegt der Grund für das Fernbleiben der ausländischen Eliten wirklich in Deutschlands gebrochener Identität? Für diese Theorie spricht einiges. In einem Land, in dem Aufbruchstimmung herrscht, möchte man gern mitmischen. Auch das Image der Wahlheimat ist nicht unwichtig. So kommt es nicht von ungefähr, daß 45 Prozent der Ausländer in den USA über eine höhere Bildung verfügen. Menschen, die eben über Wissen verfügen, schauen auch, wo sie die besten Chancen haben und wo es Spaß machen könnte, dazuzugehören. Bei den USA, einem selbstbewußt auftretenden Land, "dem" Land der unbegrenzten Möglichkeiten, versucht der, der die Wahl hat, doch eher sein Glück, als in einem Land, wo selbst die Einheimischen voller Ekel auf ihre Vergangenheit blicken und wo Stolz auf die Leistungen der Vorfahren, der Nation als ganzes, fremd ist.
 
     
     
 
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