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Who is Merkel?

 
     
 
Ein überaus freundliches Geschenk für Angela Merkels Premieren-Besuch am vergangenen Wochenende im Weißen Haus kam von unerwarteter Seite: von Irans Präsident Mahmoud Ahmadinedschad. Seine plötzliche und drastische Erklärung, nicht das iranische Nuklear-Programm zu stoppen, sondern statt dessen alle Verhandlungen darüber mit den Grossen Drei Europas, den E-3, zu beenden, bereitete ein Rosenbett der Übereinstimmung für den sogenannten „Honeymoon“ von Angelika Merkel und George W. Bush.

Offensichtlich ebenfalls für diesen Zweck rechtzeitig lanciert, erschien in der Presse die Nachricht, daß deutsche Spion
e des BND einem Spezial-Team des Pentagon im April 2003 den heißen Tip gaben, daß sich Saddam Hussein samt Söhnen in einem Restaurant in Bagdads feinem Mansour-District aufhielt. Die Amerikaner zögerten nicht und beschossen das Restaurant mit vier Raketen, die einen tiefen Krater und zwölf Tote hinterließen. Darunter keineswegs Saddam und Söhne.

Beide Ereignisse wurden vom Weißen Haus wie der US-Presse freudig und ausführlich verbreitet. Denn mit Angela Merkels Besuch stand nicht weniger auf dem Spiel als ein vorfrühlinghaftes Auftauen der unter Bundeskanzler Schröder durch den Irakkrieg eingefrorenen deutsch-amerikanischen Beziehungen.

Nachdem Schröder bei seinem letzten Besuch in Washington im Juni 2005 angeblich mit nur einem Fototermin von Bush für den deutschen Irak-Protest bestraft worden war, sollte diesmal vom roten Teppich bis zur Übernachtung im Gästehaus alles getan werden, um das strategisch wichtige Deutschland aus dem Eispalast zu locken und in die Wärme der Übereinstimmung mit den USA für die wichtigen weltpolitischen Themen zu führen.

Dies wäre fast gescheitert, als Frau Merkel dem „Spiegel“ erklärte, daß das Internierungslager in Guantanamo so schnell wie möglich geschlossen werden sollte und so wenig eine Berechtigung habe wie die in letzter Zeit bekannt gewordenen Geheim-Gefängnisse, in denen die Amerikaner des Terrorismus verdächtige Personen gefangenhalten inklusive Folter. Doch kaum in Washington eingetroffen und offensichtlich beeindruckt vom Charme des amerikanischen Präsidenten, der privat amüsant und kumpelhaft ist, verschob die deutsche Kanzlerin ihre kritischen Forderungen auf eine unbestimmte Zukunft.

Auf der Pressekonferenz erwähnte der stets zu Scherzen aufgelegte Bush sogar, daß Frau Merkels Wahlsieg „nicht gerade ein Erdrutsch“ gewesen sei, „ähnlich wie meiner“. Und so schieden beide Staatsoberhäupter harmonisch mit einem neuen Start, und die Presse konnte berichten „Bush und Merkel – Übereinstimmung über Iran“, Irak und Guantanamo erstmal aufschiebend.

Ein Staatsbankett fand jedoch nicht statt. Washington nahm bis auf die Beteiligten kaum Notiz. Und einem Internetbericht zufolge soll sogar der deutsche Botschafter Wolfgang Ichinger am Ankunftstag der Kanzlerin verhindert gewesen sein, an einem Begrüßungs-Dinner teilzunehmen.

In der amerikanischen Öffentlichkeit fand der hohe deutsche Besuch nicht die geringste Aufmerksamkeit. Der Mann auf der Straße hat von Angela Merkel noch nie gehört. Wenn man den Friseur, den Fitnesscenter-Besitzer, sogar den TV-Produzenten fragt, so kennt keiner den Namen. Nur der Fernseh-Produzent erinnerte sich, daß „eine Frau jetzt in Deutschland Kanzler ist“.

Und je nachdem, ob man mit Befürwortern oder Gegnern des Irakkrieges spricht, so beurteilt man die deutsche Regierung (noch mit Schröder identifiziert) als Gegner oder Freund. Ebenso wie sich Gleichgültigkeit oder Liebe für Deutschland danach richten, ob ein Amerikaner bereits in Deutschland war, zum Beispiel als Tourist oder mit dem Militär (das sind die oft geradezu emotionellen Fans), oder ob einer ein Goethe- und Beethoven-Anhänger ist. Aufmerksamkeit kann man hier eher durch Glamour erreichen.

Das mußten sogar Prinz Charles und seine Gattin Camilla erleben, die hier in der Presse ziemlich untergingen. Wobei einst Prinzessin Die bei jedem Besuch den Blätterwald, sogar den seriösen, rauschen ließ.

Aber das macht ja nichts. Die neue Bundeskanzlerin steht ja sozusagen noch in den Startlöchern. Und man kann nur hoffen, daß sie nach dem geglückten Honeymoon bei aller Liebe soviel Unabhängigkeit und intellektuellen Durchblick bewahrt, daß eine funktionierende Beziehung entsteht.

Aufs Wärmste empfangen: Angela Merkel bei George W. Bush
 
     
     
 
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