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Wilhelm II. war besser als sein Ruf

 
     
 
Seit 1918 ist es in manchen Kreisen üblich, Kaiser Wilhelm II. für alles und jedes verantwortlich zu machen, was im Ersten Weltkrieg oder danach Deutschland widerfuhr. Relativ harmlose Aussprüche des Kaisers werden aufgebauscht, aus dem Zusammenhang gerissen oder verfälscht. Kürzlich hat sich auch ein Mitherausgeber der FAZ auf diesem Feld hervorgetan.

Nun haben auch Spitzenpolitiker der CSU ihre Kritik am Kanzler mit der angeblich so negativen Rolle des letzten deutschen Kaisers in Beziehung gebracht. Die damit zum Ausdruck gebrachte Kritik an Wil- helm II. ist nicht nur billig, sie ist unhaltbar.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges ist nicht dem deutschen Kaiser anzulasten. Wilhelm II. hat bis zuletzt versucht, einen Krieg abzuwenden. Als dies mißlang, hat die Reichsregierung auf seine Initiative am 16. Dezember 1916 den Feindmächten ein Friedensangebot ohne jede Vorbedingung unterbreitet. Es wurde von den deutschen Kriegsgegnern am 30. Dezember 1916 zurückgewiesen.

Der Handelsmarkt England, das Revanchedenken der politischen Klasse Frankreichs, ein von Rußland geförderter, immer stärker werdender Panslawismus, eine wenig klug konzipierte Bündnispolitik aller europäischen Mächte und die im Zeitalter des National
ismus zutage tretende Erscheinung, daß alle Mächte ihre Möglichkeiten überschätzten, brachte am 1. August 1914 Europa den Krieg. (Quelle: Friedrich Carl Albrecht.) Erika Steinbach
 
     
     
 
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