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Wir vergeben und bitten um Vergebung

 
     
 
Vor genau zehn Jahren wurde der 1. Kirchentag für die in Bayern lebenden Ost- und Westpreußen von den beiden Pfarrern Ernst-August Marburg aus Hannover und Werner Ambrosy aus München initiiert und durchgeführt. Der nunmehr 6. Kirchentag war für die rund 250 Teilnehmer ein tiefgreifendes Erlebnis. Dem Regionalbeauftragten für Bayern, Pfarrer Ambrosy, war es gelungen, den leitenden Bischof der evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen, Pfarrer Janusz Jagucki aus Warschau, als aktiven Teilnehmer für Predigt und Referate zu gewinnen.

In der vollbesetzten Oberschleißheimer Trinitatiskirche eröffnete der 1. Vorsitzende der Gemeinschaft evangelischer Ostdeutschland (GeO), Hubertus Senf, den Kirchentag und begrüßte mit herzlichen Worten Bischof Jagucki, das Ehepaar Mortimer Graf zu Eulenburg, den Koordinator Ostdeutschlandhilfe der Johanniter und Vorsitzenden der Johanniterstiftung Polen, des weiteren die beiden Gemeindepfarrer Hartmut Wolf und Ruth Freiwald, den Ökumene-Referenten für Osteuropa der Landeskirche, Kirchenrat Ulrich Zenker, den 2. Bürgermeister Oberschleißheims und die 3. Vorsitzende der Ost- und Westpreußenstiftung in Bayern, Dr. Doro Radke. Traditionell wurde der Kirchentag vom Ostdeutschen Sängerkreis München, Leitung Günther Lopian, der Organistin Birgit Süpplin, und erstmals dem großen Posaunenchor unter Dr. Hartwig Knöll mitgestaltet. Die Gesamtleitung des Gottesdienst
es lag bei Pfarrer Klaus Plorin, dem 2. Vorsitzenden und Schriftführer der GeO.

Bischof Jagucki hatte seine Predigt unter das Motto der Versöhnung gestellt. Er zitierte auch aus einer Ansprache des früheren Bundespräsidenten Herzog aus dem Jahre 1994: „Was wir brauchen, ist Versöhnung und Verständigung, Vertrauen und gute Nachbarschaft.“ Das alle Teilnehmer verbindende heilige Abendmahl war symbolisch für den Wunsch nach Vergebung, Verständigung und Versöhnung. Noch in der Kirche gab Bischof Jagucki einen allgemeinen „Bericht über die Lage der Gemeinden in der heutigen Diözese Masuren“. 1948 waren es noch über 100.000 evangelische Bewohner, heute sind es nur noch 4.000 Mitglieder der evangelischen Kirche.

Der Bischof würdigte die Arbeit der Heimatvertriebenen, der kirchlichen Gemeinschaften und des Johanniterordens zugunsten der jetzt in den ehemals deutschen Gebieten lebenden Menschen. Eine besonders wichtige, konstante Hilfe stellen die neun Sozialstationen in Masuren dar. Ein Meilenstein für eine ständige Ostdeutschland-Hilfe war die Errichtung der Johanniter-Stiftung in Polen, die mit den Johannitern Eberhard von Redecker und Mortimer Graf zu Eulenburg, aber auch mit Ingeborg Wandhoff engstens verbunden ist.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Fliegerschänke „alter Adler“ auf dem Terrain der Ost- und Westpreußenstiftung berichtete Bischof Jagucki etwas spezieller über „Das kirchliche Leben in Masuren am Beispiel Lötzen“, in der er selbst 30 Jahre Pfarrdienst versah. Auch in Lötzen, wo einst 93 Prozent der Bevölkerung evangelisch waren, sind heute nur noch ein Prozent Mitglied in der evangelischen Gemeinde. Bekannt wurde Jagucki, als er vor zehn Jahren gegen innerkirchlichen Widerstand unter Hinweis auf die deutschen Touristen deutschsprachige Gottesdienste einführte. Den traditionellen Abschluß des Kirchentages bildete die Niederlegung eines Blumengebindes am Mahnmal Flucht und Vertreibung mit Gedenkworten von Dr. Doro Radke und dem Geläut der Kiwitter Kirchenglocke.

Dieser 6. Kirchentag war und ist weit über München und Bayern hinaus von großer Bedeutung. Erstmalig nahm mit Pfarrer Jagucki ein leitender Bischof der evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen teil. Er sieht sich als einen grenzüberwindenden, völkerverbindenden Seelsorger, der seine Überzeugung „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ sowie die Verdienste der Heimatvertriebenen offen und öffentlich kund tat.

Die Teilnehmer des Kairinner Kirchspieltreffens: Es war das dritte Jahrestreffen bei der Familie Paul in Ritterhude-Platjenwerbe. Diesmal war es allerdings ein stilleres Treffen, da die Mitglieder viel über den alten, mitgebrachten Fotos grübelten, wer wer sein könnte. Die Identifizierung von ehemaligen Schulkameraden und Lehrern war bei den diesmal stark vergrößerten Bildern leichter. Archivar Ingo Paul war bei Fragen stets mit Informationen zur Stelle. Er hat sein Wissen aus den gesammelten und gedruckten Fluchtberichten und Briefen. Zudem forscht er in noch vorhandenen Kirchenbüchern und vervollständigt stetig seine Kartei der Einwohner Kairinns.
 
     
     
 
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