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Das ehrwürdige Schloß von Stettin beherbergte einst die Herzöge von Pommern. Heute gibt es in dem wunderschönen Bau ein Museum, viele Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerte. Und ein Mal im Jahr dürfen sich in den alten Mauern auch Kinderchöre beim Deutsch-Polnischen Workshop zu Hause fühlen.
Hier gibt es viele Räume zum Proben und eine tolle klangliche Atmosphäre. Davon konnten sich in den letzten Wochen nun auch der Königsberger Knabenchor „Wiwat“ überzeugen. Gemeinsam mit dem MDR-Kinderchor und dem Chor des Gymnasiums „Kantylena“ aus Treptow an der Rega aus der Republik Polen wurde täglich mehrfach geübt, oft natürlich gemeinsam oder die einzelnen Stimmgruppen unter sich. Es ging darum, beim Finalkonzert am 1. Juni im Bogislaw-Saal aus drei Chören ein großes Ensemble zu bilden und mit diesem drei Werke aufzuführen: zwei Kanons von Josef Swider und zum Schluß ein Festival Sanctus von John Leavitt. Das sei den 110 Mädchen und Jungen sehr gut gelungen, meint der Dirigent des MDR-Kinderchores, Professor Gunter Berger: „Es war ein großer Chor zu erleben. Die Kinder standen zusammen auf der Bühne. Es gab praktisch keine Grenzen – als wenn sie jahrelang zusammen gesungen haben. Das hat auch das Publikum spüren können und hat unsere Arbeit mit kräftigem Applaus honoriert.“
Der Gastgeber, Schloßdirektor und Musik-Professor Eugeniusz Kus, ergänzte: „Der Workshop ist immer wieder eine gute Gelegenheit, um Kinder aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen und sozialen Verhältnissen miteinander in Kontakt zu bringen.“ So verbrachten die Sängerinnen und Sänger nach dem Konzert in der Kirche von Arnswalde, einer Kleinstadt in der Woiwodschaft Westpommern, ihre Freizeit gemeinsam beim Grillen am See, und sie unternahmen eine kleine Bootsfahrt. Das Lied „Bruder Jacob“ kannten alle, und ansonsten ging es auf Englisch, Deutsch, ein bißchen auf Polnisch oder Russisch oder mit Händen und Füßen um ihre Lieblingsmusik, um schicke Klamotten, um offene Grenzen, den Euro und vieles mehr. Und das sei ja gerade der Sinn dieser alljährlichen Treffen, sagte einer der Gründungsväter, Professor Reinhard Stollreiter aus Berlin: „1995, 50 Jahre nach Kriegsende haben wir hier die Singende Grenze veranstaltet – von Ahlbeck bis Zittau. Auf beiden Seiten oder direkt auf den Brücken über Oder und Neiße trafen sich Chöre und haben miteinander gesungen. Diese Idee haben wir in den Folgejahren mit dem Festival und dem Workshop in Stettin aufgegriffen, denn gerade auf die junge Generation kommt es an, daß man nicht nur gemeinsam singt, sondern daß auch Freundschaften entstehen.“ Höhepunkt für die drei Kinderchöre war dann der gemeinsame Auftritt bei der Eröffnungsveranstaltung des 5. Internationalen Stettiner Chorfestivals, an dem 28 Chöre aus zehn Staaten teilnehmen.
Die Kinder aus den drei Nationen verstanden sich gut
Gemeinsames Singen in der Kirche von Arnswalde |
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