|
Klein ist er geworden, der Kreis der noch lebenden „Wolfskinder“ in Litauen. Knapp 200 sind es. Den meisten geht es materiell schlecht, nicht wenigen auch seelisch.
Schließlich haben sie das Schicksal zu bewältigen, Jahrzehnte ihres Lebens fern der Heimat mit einer verfälschten Identität aufgewachsen zu sein. Denn nachdem die 1944/45 vor der Roten Armee und dem Hunger ins Litauische geflohen mehreren hundert ostdeutschen Kinder zunächst bettelnd von Hof zu Hof ziehen mußten, wurde es schnell zur bitteren Notwendigkeit, die eigene Herkunft, die deutschen Namen und die Muttersprache zu verbergen.
Da die „Wolfskinder“ sich in der Regel den Lebensunterhalt mit Feldarbeit verdienten, war die Teilnahme am Schulunterricht unmöglich. Viele von ihnen blieben Analphabeten. Nur vier erreichten eine Hochschulbildung.
Nach der litauischen Unabhängigkeitserklärung 1991 büßten sie infolge der Umwandlung der sowjetischen Staatsangehörigkeit in die litauische ohne es zu wissen auch noch ihren Rechtsanspruch auf den deutschen Paß ein. Erst nach einem mühevollen bürokratischen Kampf wurde diese letzte schmerzvolle Abnabelung vom Vaterland wieder aufgehoben.
Doch allen Widrigkeiten zum Trotz gab es für die „Wolfskinder“ auch Mutmachendes. So erhielten sie von der Freundeskreis Ostdeutschland und deren Heimatkreisgemeinschaften immer wieder humanitäre Hilfe.
Den wichtigsten Schritt unternahmen sie jedoch selbst, indem sie 1991 den Verein „Edelweiß - Wolfskinder“ aus der Taufe hoben und sich fortan regelmäßig trafen.
Und eben diese Gründung vor nunmehr zehn Jahren ist am 25. August Anlaß einer Feierstunde in Kaunas. Dann sollte man auch in Deutschland der „verlorenen Söhne und Töchter“ gedenken und diesen hart geprüften Landsleuten schöne Stunden des Beisammenseins wünschen. (MS).
|
|