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Sanfte, poetische Verse um die Liebe und die Freundschaft, einfühlsame Gedichte über Gottes reiche Natur, aber auch humorvolle Zeilen über Mensch und Tier hat Johann Gottlieb Willamov geschrieben. Zu seiner Zeit feierte er Erfolge mit seinen Gedichten, heute ist er längst vergessen. Dabei nannte ihn der Geschichtsschreiber Ludwig von Baczko (1756-1823) in einem Atemzug mit Kant, Herder und Hamann. In der Kantherschen Buchhandlung in Königsberg sei sogar ein Porträt des Dichters zu sehen gewesen, berichtete Baczko.
Heute dürfte der Name des Dichters, der am 15. Januar 1736 in Mohrungen geboren wurde, nur noch ausgewiesenen Kennern der Literatur bekannt sein. Ein Buch aus dem Laumann-Verlag, Dülmen, will hier Abhilfe schaffen. Karl Willamowius, ein Nachfahre des Dichters, berichtet über Leben und Werk des Mohrungers und macht auf eindringliche Weise aufmerksam auf dessen Bedeutung: Johann Gottlieb Willamov - Leben und Werke (108 Seiten, einige sw Abb., brosch., 10,20 Euro). Bereits 1998 hat er übrigens im den Dichter in Erinnerung gerufen.
Willamov studierte an der Königsberger Universität und war später Lehrer in Thorn und in St. Petersburg. Dort starb er auch am 6. Mai 1777 im Alter von nur 41 Jahren. In seinem Nachlaß finden sich Gedichte und Lieder, aber auch dialogische Fabeln voller Humor. So liest man in "Politz Praktischem Handbuch zur Lektüre der deutschen Klassiker": "Willamov gehört nicht zu den vollendeten, aber in jeder Hinsicht zu den ausgezeichneten Dichtern der zweiten Periode der Sprachbildung. Er versuchte sich in einer Untergattung der lyrischen Form, welche bis auf seine Zeit wenig angebaut war, in der Dythirambe, nicht ohne Glück. Er brachte den Dialog in die Fabeln, um ihnen mehr inneres Leben zu geben."
Mit welcher Leichtigkeit der Dichter den Dingen auf den Grund ging, sieht man an einem Gedicht, das er "Der menschliche Lebenslauf" betitelt hat und das 1793/94 in seinen "Poetischen Schriften" erschien:
Das Mädchen spielt mit Puppen
und putzt und spiegelt sich,
der Knabe spielt mit Trommeln
und Stöcken ritterlich.
Der Jüngling spielt
mit Mädchen
und spielt auch mit dem Buch;
die Schöne spielt
am Nachttisch
und spielet mit Besuch.
Mit seiner lieben Gattin
spielt der Ehemann,
wenn anders das Geschicke
es ihm gewähren kann.
Der Held spielt mit den Köpfen,
die Mars im anvertraut;
der Staatsmann mit Projekten,
die er auf Hoffnung baut.
Der Dichter spielt mit Reimen;
Und so spielt jedermann,
bis er, gestört vom Tode,
nicht weiter spielen kann.
Karl Willamowius hat mit diesem Buch nicht nur Literaturkennern eine Freude bereitet, sondern die Vielseitigkeit des vergessenen Dichters in die Erinnerung all derer gerufen, die Vergnügen an guter Lektüre haben. man |
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