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Wer ein harmloses Buch über die Kindheit und Jugend des Kronprinzen Wilhelm zur Hand nehmen möchte, dem ist Helmut Ries "Kronprinz Wilhelm" zu empfehlen. Auch mit Hilfe vieler Fotos vermittelt der Verfasser einen Eindruck von den Rechten und Pflichten des Thronfolgers, der jahrzehntelang auf sein väterliches Erbe eingeschworen wurde, es jedoch nie antreten konnte, da im Zuge des verlorenen Ersten Weltkrieges die Monarchie in Deutschland abgeschafft wurde.
Helmut Ries geht vor allem auf die Beziehungen des Thronerben zu seinen Eltern und Geschwistern ein. Briefe der Verwandten untereinander lassen die Gefühle der jeweiligen Personen sprechen und erzählen beschaulich aus dem Alltag der Kaiserfamilie.
Besonders die Beziehung zwischen Wilhelm und seinem hier als unter dem Hyperkinetischen Syndrom leidenden, daher in seiner Stimmung schwankenden Vater wird genauer aufgeführt, wobei der Charakter sowie die politischen Leistungen und Fehlleistungen des Kaisers eine wichtige Rolle spielen. Auch die Leistungen des Kronprinzen werden angeführt, jedoch macht der Autor deutlich, daß der Erbe Kaiser Wilhelms I I. sich aufgrund der staatlichen Autorität seines Vaters und der Macht von dessen Beratern nie frei entfalten hat können.
Leider endet das Buch mit dem Ersten Weltkrieg. Die Zeit im Doorner Exil und gar während des Nationalsozialismus findet so gut wie keine Erwähnung.
E. D.
Helmut Ries: "Kronprinz Wilhelm", Mittler & Sohn Verlag, Hamburg, geb., 208 Seiten, 24,90 Euro |
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