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Es lohnt sich, ab und zu auch einmal über den eigenen Tellerrand zu blicken - wie gehen die Nachbarn mit Krisen um? Unsere Nachbarn im Westen hatten in den letzten Jahren mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie wir: lahmende Konjunktur, hohe Arbeitslosigkeit, Pleitewelle. Die Katastrophe traf vor allem den Mittelstand, diesseits wie jenseits des Rheins die tragende Säule des Wirtschafts lebens. Auch die Ursachen sind durchaus vergleichbar: zum geringeren Teil die Weltwirtschaft, zum größeren Teil hausgemachte politische Fehler.
Aber die Franzosen reagierten völlig anders als die Deutschen. In Berlin wird kräftig an der Steuer- und Abgabenfront gedreht, werden bürokratische Hemmschuhe zwar in Sonntagsreden beklagt, im politischen Alltag aber nicht abgebaut, sondern durch immer neue Programme und Reglementierungen "perfektioniert". In Paris hingegen legte man nur ein einziges neues Programm auf, mit dem simplen Namen "Steuersenkung". Für jeden Bürger, der in Haus und Hof investiert - sei es eine neue Heizung, ein moderneres Bad oder eine Einbauküche -, wurde der Mehrwertsteuersatz von 19,6 auf 5,5 Prozent reduziert. Der Kunde unterschreibt beim Händler oder Handwerker ein Formular - das ist schon alles an Bürokratie. Folge: Die Pleitewelle im Mittelstand ist gestoppt, bei größeren Renovierungsaufträgen muß man sich auf längere Wartezeiten und Lieferfristen einstellen. So einfach kann Mittelstandspolitik sein - für deutsche Bürokraten vielleicht zu einfach? |
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