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Zwischenetappe zur Neuen Welt

 
     
 
Ob beim Theater oder in Kaufhäusern, gern wird der soundsovielte Besucher oder Käufer besonders geehrt. So ging der Name Nochem Dowid Goldfarb in Hamburg durch die Presse, denn er ist der zweimillionste "Kunde". Doch Nochem Dowid Goldfarb erhielt keinen Blumenstrauß oder Einkaufsgutschein, auch ging kein Foto von ihm durch die Presse. Allerdings wird der Geehrte nie von seiner Ehrung erfahren, denn er ist bestimmt schon eine ganze Weile tot. Trotzdem konnte Nochem Dowid Goldfarb der zweimillionste "Kunde" werden, denn er gehört zu jenen Auswanderer
n, die das Hamburger Staatsarchiv aus alten Passagierlisten der Hapag digital für das Internet erfaßt hat.

Zusammen mit seinem Vater Mechel wanderte der aus Odessa stammende, damals 17jährige 1908 von Hamburg nach Philadelphia in den USA aus. Ob er dort sein Glück machte, ist weiterhin unbekannt, doch für die Ahnenforschung ist die Leistung des Hamburger Staatsarchivs ein wichtiges Puzzleteil.

Von 1850 bis 1934 wanderten gut 5,4 Millionen Menschen über Hamburg in die Neue Welt aus. Lange Zeit waren Le Havre, Antwerpen und Liverpool wichtige Auslaufhäfen für die Auswanderungswilligen. Bevor Hamburg zum größten Auswanderungshafen Deutschlands wurde, war in Bremen der Norddeutsche Loyd die größte Schiffahrtsgesellschaft. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erkannte die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag), daß man mit dem Transport von Menschen mehr verdienen konnte als mit dem von Paketen. Als Hamburg-Amerika-Linie schickte die Reederei Agenten quer durch Europa. Lange waren es vor allem Kleinbauern und Landarbeiter, die es aus dem heimischen Elend in eine erhoffte bessere Welt zog, doch mit der Industrialisierung in Deutschland entstanden auch neue Arbeitsplätze, und der Lebensstandard hob sich, so daß Hapag vor allem in Osteuropa auf "Kundenfang" ging. So folgten ungefähr eine Million osteuropäische Juden den Verlockungen Hapags nach Hamburg, da die heimischen Pogrome ihnen ein ruhiges Leben verwehrten. Auf manche Reisende wartete in Hamburg der Tod. So sind Namen auf den Passagierlisten wieder durchgestrichen worden. Zusammengepfercht auf kleinstem Raum verbreiteten sich Krankheiten unter den Wartenden rasend schnell. Vor allem die Choleraepidemie von 1892 kostete rund 10.000 Menschen das Leben.

Unter www.linktoyourroots.de  kann der Interessierte gegen eine Gebühr von 20 Euro in die digital erfaßten Listen von 1890 bis 1906 blicken. Wer sich für die Zeit davor oder danach interessiert, findet hier eine Kontaktadresse. Listen nach 1934 sind leider nur lückenhaft vorhanden, da sie unter anderem im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

 
     
     
 
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