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Die Idee ist vor vielen Jahren, sogar Jahrzehnten, geboren, und zwar in den späten 70er Jahren, als ich noch als ziemlich junge Times-Korrespondentin nach Deutschland kam. Ich lernte auf irgendeiner Veranstaltung die Gräfin Dönhoff kennen, die mir lange und auf faszinierender Weise über Ostdeutschland erzählte." Doch die Jahre gingen ins Land und Patricia Clough fand als alleinerziehende und berufs tätige Mutter lange keine Zeit, sich dem Thema, das sie an den Erzählungen der Dönhoff besonders gefesselt hatte, zu widmen. Doch nun liegt "In Langer Reihe über das Haff - Die Flucht der Trakehner aus Ostdeutschland" vor und findet bei Ostdeutschland wie Pferdefreunden reißenden Absatz.
Die englische Journalistin hat sich nicht nur die Ereignisse um das Gestüt in Trakehnen, sondern auch das Schicksal der wichtigsten privaten Züchterfamilien der Umgebung zum Ziel ihrer Recherchen genommen. Aus der Sicht der kleinen Lilla, der Enkelin Ernst Ehlerts, des Landstallmeisters von Trakehnen, beschreibt die Autorin das Gestüt wie es war, geht auf die Geschichte und auf die Menschen, die dort lebten und arbeiteten, ein. Auch die Beziehungen der Züchter untereinander und die Entwicklungen in der Pferdezucht werden thematisiert.
Ende 1944 / Anfang 1945 geht der Leser dann mit dem Trakehner- Treck, aber auch mit Barbara von Sperber, Anna von Zitzewitz, Frank Scharffetter, Peter Elxnat, Brigitte Böttcher, Johanna Sasse und Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten auf die Flucht. Gerade die Frauen, häufig auf sich allein gestellt, kämpften entschlossen in Eis und Schnee auf der Flucht vor der mordenden Roten Armee um das Leben ihrer geliebten Kinder und Pferde.
Patricia Cloughs Buch behandelt ein ergreifendes Kapitel deutscher Geschichte. Da sie allerdings zu viele Schicksale abwechselnd aufführt, kann der Leser nur bei völliger Konzentration folgen.
Wohl am erschütterndsten ist, daß viele der in kräftezehrenden Aktionen geretteten Trakehner am Ende entweder in der Sowjetisch Besetzten Zone von den Russen konfisziert oder im Westen zwangsgeschlachtet wurden.
Doch für Patricia Clough ist das Kapitel Trakehner nun keineswegs beendet. "Ich hoffte, daß das Thema ,Pferde auch helfen könnte, Interesse für die Flucht aus Ostdeutschland im Ausland zu wecken (wo es praktisch ein unbekanntes Kapitel der Kriegsgeschichte geblieben ist) und ich bin dabei, einen englischen oder amerikanischen Verleger zu suchen." Fritz Hegelmann
Patricia Clough: "In langer Reihe über das Haff - Die Flucht der Trakehner aus Ostdeutschland", DVA, München 2004, geb., 207 Seiten, 19,90 Euro |
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