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um die Seele aufzutanken

 
     
 
Es war eine von Anfang an gelungene Reise", lobte ein Ehepaar aus Süddeutschland. "Ostdeutsche Impressionen sind die schönsten", schwärmte eine Lüneburgerin. Ein Hamburger sagte: "Für mich heißt es alle Jahre wieder Masuren, um meine Seele aufzutanken, und im nächsten Jahr fahr ich zum zehnten Mal mit." Und eine Frau aus Bleckede faßte ihre Eindrücke der diesjährigen Masurenfahrt unter der Leitung von Pastor Fryderyk Tegler (Scharnebeck) und Brigitte Jaschik (Adendorf) in die Worte: "Masuren ist mir ins Herz geschrieben." Die Masurenfahrt, deren Hauptziel auch in diesem Jahr Sensburg, die Heimatstadt von Pastor Tegler war, stand unter dem Motto: "Das Alte wiedersehen, Neues entdecken und neue Brücken der Freundschaft bauen", ein Motto, das zugleich Aufgabe ist.

Die Zwischenübernachtung in Gnesen, der ersten Hauptstadt Polens, wurde genutzt, um mit Repräsentanten und Mitgliedern der Scharnebecker Partnergemeinde Markstädt einen fröhlichen Abend zu verbringen und die nächsten Begegnungen beider Gemeinden zu besprechen. So werden nach einem vorherigen Besuch Scharnebecks durch 30 polnische Gäste die Scharnebecker mit ihrem Pastor und dem Posaunenchor Anfang September 2005 zur 100-Jahr-Feier der einstigen evangelischen Kirche in Hohenwalde fahren. Der katholisch
e Dechant und der Bürgermeister laden möglichst viele ehemalige Gemeindemitglieder für diese Feier in die Republik Polen ein. Den Gnesenaufenthalt nutzte eine Teilnehmerin aus Adendorf, deren Eltern von den Polen beziehungsweise Russen umgebracht worden waren und die selber später in einem Kinderheim gelebt hat, um zum ersten Mal nach der Flucht im Januar 1945 ihr elterliches Haus in dieser Stadt zu besuchen. Nachdem am Sonntag noch ein Gottesdienst in der kunsthistorisch interessanten Kathedrale in Gnesen besucht worden war, ging es weiter nach Thorn. Dort wurde die Gruppe vom evangelischen Pastor Jerzy Molin - und gleichzeitig von zwei Stadtführerinnen - erwartet. Nach der Besichtigung der Geburtsstadt von Nikolaus Copernicus und einem Treffen im evangelischen Pfarrhaus ging es weiter über Osterode und Allenstein nach Sensburg. Auf der Grenze zwischen Ermland und Masuren wurde die erste Abendandacht im Wald am Daddaisee gehalten.

Zu Beginn des Aufenthalts in Sensburg wurde die Reisegruppe von der dortigen Bürgermeisterin Otolia Siemieniec, deren Stellvertreter, der Stadtdirektorin, dem örtlichen Parlamentsabgeordneten und anderen Persönlichkeiten der Stadt zu einem Empfang ins alte Rathaus eingeladen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Festlichkeiten für das nächste Jahr anläßlich des 150. Todesjahres von Pastor C. C. Mrongovius in dem von den Polen Mragowo genannten Sensburg besprochen. Das Jahr 2005 soll ein "Mrongovius-Jahr" werden.

Wie in den vorausgegangenen Jahren war die Gruppe in dem direkt am Ufer des Schoßsees gelegenen Hotel "Oscar & Panoramic" untergebracht, und von dort aus fanden alle Tagesfahrten und Besichtigungen statt wie zum Beispiel nach Allenstein, Rößel, Rastenburg, Lötzen, Lyck, Nikolaiken und Rhein sowie in die Herder-Stadt Mohrungen. Aber auch andere interessante Punkte standen auf dem Programm wie die "Geneigte Ebene" des Oberlandkanals in Buchwalde, die "Wolfsschanze", Steinort mit dem Schloß der Grafen Lehndorff, das masurische Bauernmuseum bei Krystyna Dickti in Sondern, die ermländische Schenke und die Wallfahrtskirche in Dittrichswalde, das Schloß in Sorquitten, das Philipponen-Kloster in Eckertsdorf, das Geburtshaus von Ernst Wiechert (verbunden mit einer Dichterlesung) in Kleinort, der masurische Garten Eden (Zwischen Ukta und Nikolaiken, dort wo die Kruttinna in den Beldahnsee mündet, hat ein polnischer Arzt aus Warschau eine Siedlung der Galinder nachgebaut) und das Schloß Lossainen. Außerdem erlebte die Gruppe bei wunderschönem Wetter eine Kutsch-, Schiffs- und Stakerfahrt auf der Kruttinna sowie eine masurische Hochzeit am Lagerfeuer mit Tanz, Gesang, Musik sowie viel gutem Essen und Trinken.

Das Hauptziel der Reise mit dem Pastor waren auch in diesem Jahr Begegnungen mit dort lebenden Christen sowie der deutschen Volksgruppe in Form von Andachten, Gottesdiensten (besonders der Sonntagsfestgottesdienst in Nikolaiken mit gemeinsam gefeiertem Abendmahl) und vielen Gesprächen bei herrlichem masurischen Kuchen und deutschem Kaffee. Es wurden wieder viele neue Freundschaften geschlossen und alte gefestigt. Es gab auch Zeit für Privatfahrten in den eigenen Heimatort und Spaziergänge in der wunderschönen Natur der Johannisburger Heide unter der sachkundigen Führung von Eckhard Rudnick aus Kruttinnen.

Zu einer harmonischen christlichen Studienreise gehören auch Morgen- und Abendandachten, das Gebet und der Gesang, der das Gefühl der Gemeinschaft schafft. Zu den besinnlichen Höhepunkten der diesjährigen Studienfahrt zählte, neben den Andachten mit Blumenniederlegung auf den Gräbern der Ehefrau und des Sohnes des großen Dichters Masurens Ernst Wiechert, Meta und Edgar Wiechert, im Wald am Ufer des idyllischen Großen Maitzsees und auf dem Heldenfriedhof Jägerhöhe am Schwenzaitsee bei Angerburg auch der Sonntagsbesuch auf dem Soldatenfriedhof aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg in Bartoszen bei Lyck. Diese Ruhestätte für zirka 25.000 Gefallene wurde erst im August 2003 eingeweiht und ist der größte Sammelfriedhof für gefallene deutsche Soldaten im südlichen Teil Ostdeutschlands und wird auch das "Golgatha von Ostdeutschland" genannt. Hier konnten dank der genauen Auskunft des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge zwei der Teilnehmerinnen zum ersten Mal in ihrem Leben Blumen auf die Gräber ihrer Väter legen. Ein tiefes Erlebnis auch für die ganze Gruppe.

Zum Abschiedsabend in Masuren wurden alte und neue Freunde sowie Persönlichkeiten aus Kirche und Politik eingeladen. Der Kreis wird immer größer und das Abschiednehmen von so einem herrlichen Stück Erde und deren Bewohnern fällt immer schwerer. Darüber hinaus kann nur die Tatsache trösten, daß der Termin für die nächste Fahrt mit dem 1. bis 12. Juni 2005 schon feststeht. Zurück ging es über Marienburg und Danzig, wo das vorletzte, und Stettin, wo das letzte Mal übernachtet wurde. Dort fanden Besichtigungen unter sachkundiger Führung statt, und die Gruppe erlebte in Oliva, genauso wie zuvor schon in Heiligelinde, ein wunderschönes Orgelkonzert.

Die ostdeutschen Impressionen sowie die Herzlichkeit der dort lebenden Menschen haben den Teilnehmern sehr viel Freude gemacht, und das schlug sich auch positiv nieder in den ansehnlichen Spenden, die unter anderem der Behindertenarbeit mit Kindern und Jugendlichen in Sensburg, der Kinderarbeit und der Sozialstation in Sorquitten, den Kirchen in Rößel und Warpuhnen, der Kapelle in Groß Stürlack, dem evangelischen Altenheim in Nikolaiken und Ukta sowie vielen sozial schwachen Familien nicht nur Masurens zugute kam.

Zurück in der Bundesrepublik gestalteten die Masurenfahrer an einem der darauffolgenden Sonntage einen festlichen Gottesdienst mit Abendmahl in der St. Marienkirche zu Scharnebeck, um später beim Mittagessen und Kaffeetrinken nochmals das Schöne zu durchleben und zu festigen. Gleichzeitig wurde beschlossen, noch in diesem Jahr einen Hilfsgütertransport mit Kleidern, Lebensmitteln, Schuhen und Süßigkeiten an das Kinderheim mit behinderten Kindern und Jugendlichen in Sensburg zu schicken. F. T.

Erste Andacht: Am masurischen Daddaisee Foto: Tegler

 
     
     
 
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