A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

us Paris und London

 
     
 
Daß der Zweite Durchgang daran wenig änderte und wesentlich mit weltwirtschaftlichen Konkurrenzen zu tun hatte, leugnen heute nur noch jene Kräfte, die sich ihrer nackten Zielsetzungen schämen und dafür lieber hehre Vorgaben eingesetzt wissen wollen. Ebenso wie bei Durchgang Nummer eins läßt sich an den späteren Forderungen der Sieger der eigentliche Kriegsgrund am mühelosesten ablesen. Im Grunde sind es wieder die zu hoch produzierten Stahlmengen, die dann stellvertretend so denkwürdige Namen tragen wie territoriale Abtretungen, Raub von Patenten und Erfindungen, Zerstörung der Produktionsstätten, begrenzte Souveränität
. So hat es in den Tagen der deutschen Einheit von 1989 Margaret Thatcher gesehen, so sieht es heute ein Teil jener britischen Öffentlichkeit, die ebenso wie Max Beloff, laut "Welt" gar der "Doyen der britischen Politikwissenschaft", den deutschen Kanzlerverbündeten Tony Blair mit Hitler vergleicht, weil er vermeintlich nach politischer Allmacht giert und weil das Bündnis der beiden nach Berlin und London, aber nur schwach nach New York riecht.

Dies wiederum empört auch eine Reihe namhafter Franzosen, die nun ihrerseits gegen Deutschland giften, wie etwa Philippe Delmas, Vorstandsmitglied des Airbus-Konzerns, der seinem neuesten geistigen Erguß kurzerhand den Namen gab "De la prochaine guerre avec L’Alle- magne" ("Über den nächsten Krieg mit Deutschland"). Da wollen Autoren wie Max Gallo, ehemals Pressesprecher von Mitterrand, Pierre Galois, Luftwaffengeneral, nicht nachstehen. Sie beschwören grandiose Bilder von "immer noch aktuellen Risiken eines zukünftigen Krieges mit Deutschland" ("La Tribune"), und manche bevorzugen es provokativ, wie Alain Griotteray in "Eine Reise ans Ende von Deutschland", mit deutlicher Anspielung im Titel auf ein deutschfeindliches Buch von Celine, das sich über den Ersten Weltkrieg ausließ.

Auch hier wird wie im Buch von Delmas damit gespielt, daß die deutsche Hauptstadt in ihre alte Bedeutung eingerückt werden soll, Bundeswehrsoldaten am Balkan-Krieg teilgenommen haben und "historisch" einseitig argumentiert wird, daß es in den letzten vierhundert Jahren zu 23 deutsch-französisch Kriegen gekommen sei. Als hätte es nie ein Testament Richelieus gegeben, das prinzipielle Anleitungen für den deutschen Separatismus enthielt, und als sei Straßburg freiwillig eine französische Stadt geworden. Ein Blick auf eine historische Karte lehrt zudem, daß es nur eine Osterweiterung Frankreichs, aber keine Westerweiterung Deutschland gegeben hat.

Natürlich sind mit diesen polemischen Spielen der genannten Autoren noch keine Kriege zu befürchten, wohl aber stößt französische Politik damit in ein von der Propaganda wohlbereitetes deutsches Bett, das bislang immer noch willig den Strom fremder Einflüsse auf die deutschen Untertanen umleitete. Sollte es nun wie jüngst im Sprachenstreit mit Finnland zu gewissen deutschen Versteifungen kommen, dann ist immer noch die deutsche Parteien-Opposition der willigste Helfer, um die gerade etwas erwachten Sozialdemokraten mit dem Hinweis "So nicht!" abzukanzeln, als wäre hier innere Geschlossenheit nach außen nicht der beste Schild gegenüber einer "antihunnischen" Front, die ein Europa zum Nulltarif und mit möglichst hohen deutschen Einzahlungen haben möchte.

 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Anschaulich

Versöhnung über den Gräbern

Das Versagen des Erbsenzählers

 
 
Erhalten:
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv