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800 Jahre Sagan: Mehr als Randnotizen

 
     
 
Sagan (poln.: Zagán) liegt auf Tuchfühlung zum Bundesgebiet. Von Cottbus aus sind es bis zu der Stadt am Ostufer des Oder-Zuflusses Bober gerade mal 70 Kilometer in südöstlicher Richtung.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Sagan im Jahr 1202 als eine slawische Kastellanei, ehe ab 1230 nach umfangreichen Rodungen eine deutsche Stadt als Marktort mit dem typischen rechteckigen Ring heranwuchs.

Allerdings erwähnte der Chronist Thietmar von Merseburg bereits um 1000 das Dorf „Ilua“, das 1925 unter dem Namen Eula als Eingemeindung zu Sagan kam. Kaiser Otto III
. war dort während seiner Wallfahrt nach Gnesen mit dem polnischen Herzog Boleslaw Chrobry zusammengetroffen.

1413 wurde Sagan ein selbständiges Fürstentum, 1549 fiel es an das Haus Habsburg, und 1628 belehnte Kaiser Ferdinand II. seinen Kriegsherrn Albrecht von Wallenstein mit dem Gebiet, so daß dieser neben vielen anderen Titeln auch den des „Herzogs von Sagan“ führte.

Wahrzeichen der Stadt sind das Barockschloß und der dem Vorbild Muskaus nachempfundene Schloßpark. Das Schloß brannte 1945 aus, wurde aber nach 1960 wiederaufgebaut. Gleiches geschah mit einigen Giebelhäusern am Ring, während die als Fachwerkbau errichtete Gnadenkirche 1965 gesprengt wurde. Besser erging es der vergleichbaren Gnadenkirche in Militsch, die mit Mitteln des deutsch-polnischen Freundschaftsfonds restauriert wurde und Touristen anlockt.

Vor dem Zweiten Weltkrieg zählte Sagan 22 770 deutsche Bewohner; heute leben dort fast 30 000 Polen. Zur gesamtdeutschen Kulturgeschichte steuert die Provinzstadt mehr bei, als man auf den ersten Blick vermuten könnte.

So zeugt die in der örtlichen Klosterbibliothek 1423-28 entstandene erste deutsche Orgeltabulatur von der Bedeutung Schlesiens für die Musik. 1611 stellte die damalige Herzogin von Sagan in ihrem Schloß den ersten - quellenmäßig überlieferten - kerzengeschmückten Weihnachtsbaum der Welt auf.

An Persönlichkeiten ist u. a. der Mathematiker Johannes Kepler zu nennen, der dem Ruf Wallensteins gefolgt war und 1628-30 in Sagan wohnte. Geburtsstätte war der Ort in der Niederschlesischen Heide (dem größten geschlossenen Waldgebiet Schlesiens) für Adolf Engler. Dieser leitete von 1889 bis 1921 den Botanischen Garten in Berlin-Dahlem und wies erstmals auf die geologischen Voraussetzungen für die Verbreitung von Pflanzen hin.

Man kann nur hoffen, daß all diese Fixpunkte der Stadthistorie sich auch in den polnischen Festschriften niederschlagen. Die schlesische Töpferstadt Bunzlau hat im letzten Jahr aus Anlaß ihres 750jährigen Bestehens vorgemacht, was mittlerweile möglich ist: Im „Jubiläums-Stadtführer von Boleslawiec/Bunzlau“ findet man in der deutschen Fassung durchgängig den deutschen Ortsnamen.

Eigens zum Festjahr wurde ein von Schadow und Schinkel entworfenes Denkmal für den 1813 in Bunzlau verstorbenen russischen Feldmarschall Kutusow restauriert - samt der vergoldeten Inschriften auf deutsch und russisch.

Ende 2001: Gnadenkirche in Militsch

 
     
     
 
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