|
Im ukrainischen Kiew ist seit einem guten halben Jahr ein Platz im Parlament unbesetzt. Der Inhaber sitzt anderswo, in Hannover. Der Bankdirektor Wiktor Scherditzki wird von der deutschen Staatsanwaltschaft angeklagt, 86 Millionen Mark veruntreut zu haben, die der deutsche Steuerzahler bei fast leeren Kassen unter anderem für NS-Geschädigte in der Ukraine aufbringen mußte. Keine Frage, dieser Fall steht nicht nur im engsten Zusammenhang mit den laufenden NS-Entschädigungszahlungen in anderen Ländern, sondern auch im engen Bunde mit den noch anstehenden Milliardenforderungen und insbesondere den deutschen Verantwortlichkeiten bei der Auswahl zuverlässiger Empfänger im Ausland.
In Erinnerung ist noch das Spiel mit Millionen im Nachbarland Polen, das unter der Regie des damaligen Premierministers Gierek (den, nebenbei bemerkt, der seinerzeitige Kanzler Helmut Schmidt in seinem Kabinett als Minister haben wollte) Millionenbeträge auf Konten in der Schweiz, aber kaum etwas in den Taschen kriegsgeschädigter Polen landen ließ. Das Thema wurde alsbald aus den Schlagzeilen genommen, und nur kurze Zeit später wurde mit großem Aufwand von Bonn aus verkündet, die polnischen "Verbindlichkeiten" beim Bund in Höhe von 9,1 Milliarden Mark würden in zwei großzügigen Schritten um insgesamt 50 Prozent vermindert. Eine Verrechnung mit dem Defizit aus den zuvor geleisteten Entschädigungszahlungen unterblieb. Wenn dieser Tage die Bezüge unserer Professoren aus dem Hochschulbereich unter dem Gesichtspunkt ihrer Leistungs- und Lehrfähigkeit ins Gespräch gekommen sind, dann sollten sich die politisch für diese Wiedergutmachung Verantwortlichen nicht ausgrenzen. Wer zukünftig leichtfertig deutsches Steuergeld in die Welt schickt, sollte wie billig auch dafür einstehen, wenn es nicht an den rechten Empfänger kommt. P. F.
|
|