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Allenstein: Initiative für vergessene Opfer

 
     
 
Zwangsarbeit von Deutschen ist zwar in der bundesdeutschen Medienlandschaft ein Unthema, doch bestätigen ab und an Ausnahmen die Regel. Eine solche Ausnahme ist Gudrun Schmidts Folge aus der WDR-Hörfunkreihe "Alte und Neue Heimat" über die ostdeutschen Frauen, die nach dem Krieg als junge Mädchen nach Sibirien verschleppt wurden, um dort unter menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit zu leisten.

Diejenigen, die überlebten, sind heute alt und krank. Besonders schlecht sind jene Frauen dran, die nach ihrer Rückkehr in Ostdeutschland bleiben mußten. Sie erhalten nur eine kleine oder gar keine Rente und von einer Entschädigung können sie nur träumen. Eine ehemalige SPD-Ratsherrin aus Duisburg, Christel Klingenburg, die sich bereits seit längerem für die deportierten Frauen einsetzt und bei allen offiziellen Stellen in der Bundesrepublik Deutschland
damit auf Ablehnung stößt, hat in dieser Sendung von ihren negativen Erfahrungen berichtet.

Das Ergebnis der Rundfunksendung war, daß viele von der Schilderung dieser Frauenschicksale angerührte Hörer sich in der Redaktion meldeten und ihre Hilfe anboten. So kamen in kurzer Zeit rund 15.000 D-Mark zusammen. Prälat Herbert Michel vom Erzbistum Köln bot ebenfalls seine Hilfe an. Er richtete für das gesammelte Geld ein Sonderkonto ein. Auf diese Weise war es möglich, den großzügigen Gebern eine Spendenquittung auszustellen. Darüber hinaus rundete der Geistliche die Spendensumme großzügig auf.

Renate Barczewski von der "Allensteiner Gesellschaft deutscher Minderheit" (AGDM) hatte inzwischen geholfen, in Allenstein zwölf von dem geschilderten Schicksal betroffene Frauen ausfindig zu machen. Sie lud diese zu einer kleinen Kaffeerunde in die neue Bleibe der Gesellschaft, ins Kopernikus-Haus, ein. Dort überreichten Gudrun Schmidt und Inge Schampart, die ebenfalls an der Sendereihe "Alte und Neue Heimat" mitwirkt, jeder dieser Frauen ein von Christel Klingenburg liebevoll zusammengestelltes Paket. Dazu gab es einen Umschlag mit 600 US-Dollar. Der US-Dollar wurde als Währung gewählt, um den Empfängerinnen die mit dem Wechsel von der Mark zum Euro verbundenen Umstände zu ersparen. Groß war die Freude, denn noch nie hatten diese Frauen einen derart großen Geldbetrag bekommen. Wichtiger aber noch war die Tatsache, daß Menschen an sie denken. Kaplan Andre Schmeier, der die Deutschen als Seelsorger dort betreut, überzeugte sich per Stichprobe vom Inhalt der Umschläge und quittierte die Übergabe.

Schön wäre es, wenn die Hilfe für diese vom Schicksal so hart getroffenen Frauen, die sogar Radio Olsztyn einen Bericht wert war, fortgesetzt werden könnte. I. S.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Kaplan Andre Schmeier prüft im Beisein von Gudrun Schmidt (rechts) und Inge Schampart per Stichprobe den Inhalt der Geldumschläge.
 
     
     
 
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