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Wirb oder stirb - mit solch flotten Sprüchen werben Werber gern für sich selbst: Ohne Werbung verkauft man nichts, wer nicht auf die Pauke haut, wird nicht wahrgenommen, wer sich nicht selbst ins Rampenlicht stellt, wird übersehen. Und wer gut beraten ist, verläßt sich nicht auf die eigene Kreativität, sondern läßt sich für gutes Geld von den Genieblitzen der professionellen Public-Relations-Branche (so heißt das im Deutschland des einundzwanzigsten Jahrhunderts) inspirieren.

Natürlich ist an den Werbesprüchen der Werbeprofis
auch viel Wahres. Wer in unserer arbeitsteiligen Gesellschaft etwas verkaufen will, hat es mit zwei Bezugsobjekten zu tun: dem Produkt, das er an den Mann bringen will, sowie dem Mann beziehungsweise der Frau, die als "Zielgruppe" auserkoren sind. Diese beiden zusammenzubringen, also dem potentiellen Käufer zu sagen, wo er das "Objekt der Begierde" erstehen kann, und dem Produzenten zu zeigen, wo er Kunden finden kann - das ist Aufgabe der Werbung. Daß dabei die Akzente subjektiv, also nach persönlicher Interessenlage gesetzt werden, ist normal.

Im Prinzip scheint es sogar egal, ob jemand Autos oder bedrucktes Papier, Waschpulver oder Politik "verkaufen" will, er wird stets Leute brauchen, die ihm den Weg zum Kunden ebnen. Aber gibt es da wirklich keinen Unterschied?

Für den Kunden, der feststellen muß, daß sein neues Waschpulver doch nicht ganz so blütenrein weiß wäscht wie in diesen wunderschönen Fernseh-Spots, hält sich der gesamtgesellschaftliche Schaden in überschaubaren Grenzen. Der Kunde (in diesem Falle Wähler genannt), der allzu leichtfertig Politikern glaubt, was sie vor der Wahl versprechen, muß hingegen jahrelang mit den unseligen Folgen falscher Stimmabgabe leben - und nicht nur er allein, sondern das ganze Volk.

Den Politikern - und jenen, die für sie PR machen - erlegt das ein besonderes Maß an Verantwortung auf, der sie leider immer weniger gerecht werden. Die faustdicken Lügen, mit denen sich Rot-Grün 2002 den knappen Wahlsieg erschlichen hat, sind nur ein Beispiel von vielen; die jüngsten Eskapaden des Chefs der Bundesanstalt für Arbeit ein anderes, besonders empörendes.

Was soll mit dieser millionenschweren Werbekampagne des Herrn Gerster erreicht werden? Arbeitsplätze? Allenfalls in der so reich bescherten Werbeagentur. Vielleicht geht es ja auch eher um psychische Effekte: Der Arbeitslose ist zwar, nachdem er von WMP EuroCom liebevoll "imagegepflegt" wurde, immer noch arbeitslos, aber es belastet ihn innerlich nicht mehr ...

Im Rückblick erscheint auch die Serie von Parteitagen der letzten Wochen, von PDS und SPD über Grüne bis zur CDU, eher wie eine konzertierte Werbeaktion, die das Publikum nur darüber hinwegtäuschen soll, daß die Politik trotz dringenden Reformbedarfs von Stillstand geprägt ist.

Gleich welcher Couleur: Die meisten Politiker zielen auf das, was (werbewirksam) ankommt, nicht auf das, worauf es ankommt. Nur auf einen eigentlich ganz einfachen Gedanken scheinen unsere Politiker nicht zu kommen: Versucht es doch, statt mit immer teureren PR-Aktionen, einfach mal mit richtig guter Politik - die wirbt für sich selbst.
 
     
     
 
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