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Bauer? Jutta Bauer? Wer ist denn bloß Jutta Bauer? Diese Frage schoß mir durch den Kopf, als ich die Ankündigung einer Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe entdeckte. Arbeiten einer der erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Bilderbuchillustratorinnen sollten zu sehen sein. Aber Jutta Bauer? Wie abwesend streifte mein Blick durch mein Arbeitszimmer
, blieb an diesem und jenem Buchrücken hängen. Plötzlich stutzte ich: zwischen all den Neuerscheinungen, die auf eine Besprechung in dieser Zeitung harrten und im Regal säuberlich nebeneinander, sortiert nach Eingang, aufgereiht waren, stand es - ein Buch aus dem Gerstenberg Verlag mit dem aparten Titel Ich sitze hier im Abendlicht ..., Briefe gesammelt und illustriert von Jutta Bauer (168 Seiten, durchgehend farbig, Halbleinen, 27 x 22 cm, 24,90 Euro). Klar, daß die Reihenfolge jetzt durcheinandergeriet ...

Um es vorwegzunehmen: Mit "Abendlicht" ist Jutta Bauer ein zauberhaftes Buch für junge und alte Leser gelungen, eines, das man früher ein Hausbuch nannte, eines für die ganze Familie, zum Vorlesen oder zum Selberlesen. Über 100 Briefe aus mehreren Jahrhunderten hat Jutta Bauer in diesem Buch vereint und mit brillanten Zeichnungen versehen. Faszinierend das elegante Zusammenspiel von Text und Bild, geschickt auch die Auswahl der Briefe (Faxe, Mitteilungen aller Art, Gezeichnetes und Gemaltes, illustrierte Umschläge und Karten), die sie in Familienbriefe, Kinderbriefe, Reisebriefe, erfundene Briefe, Liebesbriefe und Alltagsbriefe unterteilt hat. Da findet man so berühmte Briefeschreiber wie Herder oder Goethe, aber auch Jasper, den Sohn der Herausgeberin und begeisterten Briefeschreiberin. Mit viel Witz und hintergründigem Humor hat Jutta Bauer kleine Episoden aus den Briefen illustriert. Man merkt ihre eigene Begeisterung. "Allen Menschen, ob berühmt oder nicht, deren Briefe ich intensiv gelesen habe, fühle ich mich nahegekommen", so Bauer. Der Leser aber kommt auf diese Weise auch der Künstlerin näher, versucht mit ihren Augen die Geschichte im Brief zu entdecken.

Grund genug, nun endlich auch die Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zu besuchen. Bis zum 1. Februar sind dort im Kellergeschoß unter dem Titel "... und in der Hand ein Honigbrot" Zeichnungen, Entwürfe, Skizzen und Bücher der Hamburgerin, Jahrgang 1955, zu sehen (dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr). Eine erste Feder-Zeichnung hängt gleich zu Beginn des Rundgangs: "Den Mist, den ich mache, könnte meine Katze auch", steht da handgeschrieben zu lesen. Und über dem Text ist eine Katze zu entdecken, die ratlos vor einem weißen Blatt Papier sitzt, einen Stift in der Hand, o Verzeihung, Pfote ...

Na, mal sehen! Buntstift-Zeichnungen, Collagen, Gouachen, Feder-zeichnungen, Aquarelle; kleine Formate, große Formate, Plakate, Comics - eine bunte Mischung in ebenso bunten Farben erwartet den Besucher. Jutta Bauer hat Bücher illustriert von Irmgard Keun, Kirsten Boie, James Krüss oder Christine Nöstlinger, sogar Schulbücher und ein Kochbuch für Kinder, herausgegeben von Christiane Herzog (köstlich die Rezepte, aber auch die wörtlich genommenen Bezeichnungen der Rezepte, wenn etwa bei den Truthahnrollen das Federvieh mühevoll Purzelbäume schlägt); sie hat Comics gezeichnet für die Brigitte und Trickfilme für die beliebte "Sendung mit der Maus". Sie hat auch Spielzeug entworfen - Fingerpuppen, die lebhaft an ihre gezeichneten Figuren erinnern. Auch das Schaf "Selma", das 1997 in Buchform zum Leben erweckt wurde, gibt es als Modell. Wie überhaupt Tiere in den Zeichnungen der Jutta Bauer eine große Rolle spielen; Füchse, Schafe, Giraffen und Schweine tauchen immer wieder, manchmal auch in gewagten Kombinationen auf. Denn wer bitte hat Schafe und Giraffen schon einmal in freier Wildbahn gemeinsam futtern sehen? Phantasie und viel Liebe zum Detail zeichnen die Arbeiten von Jutta Bauer aus, die nicht umsonst bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde. Apropos, "könnte meine Katze auch": die Katze möchte ich sehen! Peter van Lohuizen

Jutta Bauer: Illustration zu einem Brief des 14jährigen August Goethe an seinen Vater Johann Wolfgang
("Die Mutter hat entsetzlich viel getanzt ...")
Zeichnungen aus dem vorgestellten Buch
 
     
     
 
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