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Auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner

 
     
 
Nur Illusionisten konnten Hoffnungen auf einen "Durchbruch" bei den Kosovo-Verhandlungen in der vergangenen Woche in Wien haben. Die Gastgeber stellten zwar jenen Verhandlungsraum zur Verfü¸gung, in dem einst der Wiener Kongreß getagt hatte, aber die von Uno und EU diktierte Agenda klammerte die Kernfrage des Kosovo-Konflikts aus, nämlich die Frage nach dem künftigen politischen Status.

Dementsprechend mager war das Resultat: Man einigte sich auf den kleinsten aller denkbaren gemeinsamen Nenner, nämlich darauf, daß irgendwann ab November serbisch-albanische
Arbeitsgruppen sich ü¸ber die Themenbereiche Vermißte, Flüchtlinge, Verkehr und Stromversorgung unterhalten sollen.

Lange Zeit war sogar unklar gewesen, wer überhaupt zu den Verhandlungen kommen würde. Von kosovo-albanischer Seite erschien dann nur Präsident Ibrahim Rugova mit seinem Parlamentspräsidenten. Da es nicht um die Statusfrage gehen sollte, weigerten sich kosovo-albanische Regierungsmitglieder zu kommen - worauf man die kosovo-serbischen Vertreter wieder ausladen mußte. Die Teilnahme des serbischen Ministerpräsidenten Ziv- kovic war ebenfalls bis zuletzt fraglich, weil seine Regierung unter starkem Beschuß steht und bald schon Geschichte sein könnte.

EU-"Außenminister" Javier Solana zeigte sich dennoch zufrieden, denn es sei das erste Mal gewesen, daß Serben und Albaner am selben Tisch gesessen hätten. Ähnlich auch der neue Chef der UN-Verwaltung im Kosovo, der Finne Harri Holkeri, ehemaliger finnischer Ministerpräsident und Präsident der Uno-Generalversammlung.

Daß man als Nachfolger von Michael Steiner einen Finnen bestellt hatte, war als Signal gemeint: Seht, ihr Balkanesen, in Finnland leben auch zwei Volksgruppen friedlich zusammen. Leider ein falsches Signal und ein hinkender Vergleich. Denn Finnland ist ein dünnbesiedeltes Land, Finnen und Schweden dort hängen der gleichen Religion an, und zwischen ihnen hat es seit Jahrhunderten kein Blutvergießen gegeben. Da auch Holkeri die von Steiner verkündete Doktrin "Standard vor Status" vertritt, also kleine Verbesserungen des Lebensstandards, aber Ausklammern der völkerrechtlichen Fragen, scheint die Stationierung von internationalem Personal im Kosovo auch langfristig gesichert zu sein. 

R.G. Kerschhofer
 
     
     
 
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