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Vor dem Hintergrund der Aufklärung - zur Zeit Kaiser Josephs II. - vollzog sich in der Personendarstellung ein rigoroser Wandel. Diese Veränderungen soll eine gezielte Auswahl von internationalen Kunstwerken veranschaulichen, die derzeit im Oberen Belvedere Wien präsentiert wird.
Es wird gezeigt, wie die distanzierten, unpersönlichen Formeln, welche die Porträtmalerei , ebenso die Porträtskulptur bislang bestimmt hatten, gegen die individuelle Note des Dargestellten im Sinne der aktuellen Realismusdebatte "ausgetauscht" wurden.
Ausgehend vom aggressiven Porträtstil eines Franz Xaver Messerschmidt und von der veristischen Wachsskulptur der Aufklärung wird der Bogen über die klassizistische Porträtauffassung in den frühen Realismus des 19. Jahrhunderts wie auch der Zeit des Biedermeiers hineingezogen. Ein besonderes Anliegen ist das Aufzeigen eines zeitlichen Kontinuums. Dadurch wird ersichtlich, daß die Übergänge vom Feudalzeitalter zum Beginn der "Moderne" fließend sind.
Diese Entwicklung wird mit Gemälden von Friedrich Heinrich Füger, der als Galionsfigur an der Wiener Akademie eine führende Rolle innehatte, veranschaulicht, außerdem durch den weit gereisten Johann Baptist Lampi d. Ä., der an den führenden Höfen in Wien, Warschau und St. Petersburg tätig war.
Neben Werken von dem aus Graz stammenden und in München wirkenden Josef Georg von Edlinger, der in Italien und England hoch geschätzten Malerin Angelika Kauffmann und dem in Wien und Rom wirkenden Fried-rich von Amerling gipfelt die Entwicklung in den Gemälden des Ferdinand Georg Waldmüller, der durch seine schonungslose Charakterisierungskunst zu den bedeutendsten Malern des frühen Realismus zählt.
Französische Einflüsse werden durch Arbeiten der klassizistischen Schule von Jacques Louis David, Francois Gérard und Jean-Antoine Houdon aufgezeigt, außerdem durch Elisabeth Vigée - Le Brun, die sich unmittelbar nach Ausbruch der Französischen Revolution zwei Jahre lang in Wien aufgehalten hat.
Die Engländer Joshua Reynolds, Thomas Gainsborough und Joseph Wright of Derby sind ebenso mit Werken vertreten wie die Schotten Andrew Geddes und vor allem David Wilkie, dessen
Bedeutung bislang unterschätzt wurde. obw
Die Ausstellung im Oberen Belvedere, Prinz-Eugen-Straße 27, 1030 Wien, ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 9 / 7,50 Euro, bis 18. Februar 2007. |
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