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Vor wenigen Wochen war Welt-Nichtrauchertag. Na und? Die Tabakindustrie duckte sich, die Politik warf sich mächtig ins Zeug. Jugendliche unter 16 Jahren sollen nicht mehr rauchen dürfen, die Passivraucher sollen auf ihren Arbeitsplätzen besser geschützt werden, Nikotingenuß soll generell geächtet werden.
Und das wars. Schon am nächsten Tag dachte niemand mehr daran, das Thema löste sich in Rauch auf. Auch die wohlgemeinten Vorschläge erzwingen allenfalls ein Lächeln. Die jungen Leute werden demnächst mehr heimlich rauchen, und die Mafia wird sich die Hände reiben. Je strenger die Verbote, um so höher das Risiko und um so mehr Gewinn. Denn daß die Verbote nicht von höheren Steuern begleitet werden, hat es in der Geschichte des Schmuggels noch nie gegeben, und das erhöht den Preis.
Aber die Sache ist zu ernst zum Schmunzeln. Tabak wird bald die Todesursache Nummer eins sein. Schon jetzt sterben in Deutschland jedes Jahr mehr als 110 000 Menschen an den Folgen des Nikotins, fast sieben Millionen sind von dieser Droge abhängig, die volkswirtschaftlichen Gesundheitskosten dieser Seuche liegen, je nachdem, wie weit man den Kreis der Ursachen zieht, ab 20 Milliarden Mark pro Jahr aufwärts.
Nach dem "Jahrbuch Sucht 2001" der Deutschen Hauptstelle gegen Suchtgefahren steigt der Anteil der rauchenden Jugendlichen seit 1995 gefährlich schnell an, mittlerweile sind 38 Prozent aller 15jährigen regelmäßige Raucher, vor allem Mädchen und junge Frauen greifen immer früher und öfter zur Zigarette. Fast 40 Milliarden Mark haben deutsche Raucher im letzten Jahr verqualmt. Wenn es eine Volksseuche gibt, dann gehört das Rauchen sicher dazu. Vom Alkohol ganz zu schweigen.
Man würde der Politik gern glauben, daß sie es ernst meint, wenn nur ihre Politik in diesem Bereich nicht so widersprüchlich und kleinmütig wäre. Mit den zwei Dutzend Millionen, die Bund und Länder jährlich für Aufklärungskampagnen zur Verfügung stellen, kommt man gegen die 1,6 Milliarden Mark, die die Tabak- und Alkoholindustrie für Werbung ausgeben, nicht an. Schärfere Warnhinweise und sogar ein generelles Werbe-Verbot wären längst angebracht.
Aber davor scheut die Politik zurück, die Nikotin-Lobby läßt sich diese Feigheit auch etwas kosten. Hinzu kommt: Nikotin soll hier und da verboten und geächtet werden, aber bei anderen Drogen, etwa Haschisch oder Heroin, redet man einer liberaleren Linie das Wort, in manchen Städten betätigt sich die Obrigkeit als legaler Dealer, indem sie Ärzte bezahlt, um Methadon und Heroin zu verabreichen.
Das weiß man aus der Erziehungslehre: Verbote müssen erklärt werden, und die Glaubwürdigkeit setzt ein Mindestmaß an logischer Konsequenz, auch das gute Beispiel, voraus. Das ist zumindest beim Cohiba-Kanzler nicht gegeben.
Aber auch aus der CDU kommen widersprüchliche Rauch- und Drogensignale. Die Ächtung des Nikotins und der Drogen allgemein ist für die Politik offenbar ein Sonntags- und Frühschoppenthema. Dabei zeigt gerade die Verharmlosung von Nikotin und Alkohol, wohin es führt, wenn man Drogen legalisiert, wie das von manchen unserer Politiker bei Cannabis-Produkten gefordert wird. Die Angst davor, klare Grenzen zu setzen und diese mit Schutz- und Sanktionsmaßnahmen auch wirklich glaubwürdig auszustatten, ist ein trauriger Beweis für den Trend zur Dekadenz pardon, politisch korrekt muß es heißen: zum Minimalkonsens in weiten Teilen des politischen Personals.
Es bleibt, wie so oft, als Hoffnung vor allem das (gute) Beispiel der Eltern. Insofern war der Weltnichtrauchertag auch ein kleiner Appell an sie. Viel wäre gewonnen, wenn Eltern mit ihren Heranwachsenden wenigstens mal übers Rauchen (und andere Gefahren) reden würden. Ohne Zigaretten und Schnaps. Dann hätten solche Veranstaltungen wie WeltNichtrauchertage, Kindertage oder Woche fürs Leben schon einen Sinn, über den Tag hinaus.
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