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Die Bekanntschaft mit dem Film machte Joe Stoeckel in der Zeit, die heute vergessen ist und die der Nachwuchs nur mehr vom Hörensagen kennt. Es war 1913, daß der Münchener Komiker Stoeckel zum ersten Mal ein Filmatelier betrat. Dort entstanden die ersten Filme der "Münchener Kunstfilmgesellschaft" wie "Ach, wie ist s möglich dann", "Das Heldenmädchen aus den Vogesen". Und dort fabrizierte Joe Stoeckel seine ersten Filmlustspiele. Um diese Zeit war er schon ein anerkannter Bühnenschauspieler, der besonders als Komiker im Münchner Schauspielhaus große Erfolge erzielte. Ursprünglich sollte er Pfarrer werden. Als er das Ludwigs-Gymnasium glücklich absolviert hatte, ertrotzte und erbettelte er sich endlich die Erlaubnis, Schauspieler zu werden. So besuchte er die damals sehr bekannte Schauspielschule König. Am Hoftheater in München betrat Stoeckel wenige Zeit später als Eleve zum ersten Mal die ersehnten und verheißungsvollen Bretter. Schon bald darauf kam er ins richtige Engagement nach Bayreuth. Dann engagierte man ihn trotz seiner damals noch schlanken Linie als "Heldenvater" nach Landshut. Im Schauspielhaus in München versuchte er sich zum ersten Mal als Komiker und hatte damit seine Bestimmung gefunden. - Nun kam der Film. Doch kaum hatte er sich etwas zurechtgefunden, da kam der Krieg, und er diente zwei Jahre beim 1. Bayerischen Artillerie-Regiment. Danach sah man ihn im Volkstheater und im Gärtnerplatztheater.
Der Film hatte ihn nicht vergessen. Wenig später wurde Stoeckel der künstlerische Leiter der "Filmfabrikationsgesellschaft A. Engel & Co". Jetzt entstanden seine amerikanischen Wild-Westfilme, in denen er als Autor, Darsteller und Regisseur fungierte. Diese Cowboy-Filme mit Sensationstiteln wie "Die Rache des Mexikaners", "Die Todesfahrt des weißen Häuptlings", "Skelettenreiter von Colorado" waren beim Publikum sehr beliebt und fanden auch in anderen Ländern große Zustimmung.
1922 begann Stoeckel mit der Serie seiner "Joe Marcco-Filme". Aus dem ranken, schlanken Jüngling war unterdessen ein "Schwergewichtler" von besonderer Qualität geworden, der in den Filmen in Augenblicken größter Not als rettender Helfer in Erscheinung trat.
Als Stoeckel 1923 als Regisseur und Darsteller zur "Emelka" kam, drehte er die Fortsetzung dieser "Marcco-Serie", die nach wie vor als Reißer gute Geschäfte machte. Die Zeit bis 1927 war angefüllt mit intensivster Filmarbeit. Als der Tonfilm seine Herrschaft antrat, sah man Stoeckel in vielen, vielen Filmen. Als Darsteller köstlicher Volkstypen ist er uns in bester Erinnerung geblieben; sein Kommerzienrat in "Moral" war ein Glanzstückchen. Joe Stoeckel (am 27. September 1894 in München geboren) arbeitete auch nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich als Darsteller, Autor und Regisseur. Er starb am 14. Juni 1959 in einem Münchener Krankenhaus an Kreislaufversagen. Seine Grabstätte auf dem Ostfriedhof wurde 1985 eingeebnet. |
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