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Curd Jürgens, der "normannische Kleiderschrank" des internationalen Films, wurde am 13. Dezember 1915 in München als Sohn eines Hamburger Exportkaufmanns und einer Südfranzösin geboren. Seine Eltern hatten sich am Petersburger Zarenhof kennengelernt. Aufgewachsen aber ist er in Berlin, wo er auch sein Abitur machte. Nach einer kurzen Gastrolle beim Berliner "8 Uhr Abendblatt " nahm er Schauspielunterricht bei Walter Janssen, der bei seinem finanzschwachen Schüler auf ein Honorar verzichtete.
Seine hünenhafte Erscheinung fiel Willi Forst auf, der 1935 zusammen mit Regisseur Herbert Maisch einen Darsteller für die Rolle des jungen Kaiser Franz Josef im "Königswalzer" suchte. So stand Curd Jürgens gleich zum ersten Mal in einer Hauptrolle vor der Kamera, doch sein Filmdebüt verlief nicht sehr hoffnungsvoll. Jürgens kehrte zum Theater zurück und spielte zwei Jahre in Berlin, kam später an das Wiener Volkstheater und an das berühmte Wiener Burgtheater, wo er auch Regie führte.
Die lose geknüfte Verbindung zum Film riß jedoch nicht ab, und er erhielt Leinwandverpflichtungen. Er wurde zum Kino-Hans-Dampf und drehte Durchschnittsstreifen ohne künstlerischen Anspruch. Jürgens hatte schon die Hoffnung aufgegeben, noch einmal in einer großen, überzeugenden Rolle herauszukommen, als ihm Helmut Käutner die Titelrolle in "Des Teufels General" (1955) anbot. Mit diesem Part ging die Karriere des Schauspielers steil nach oben. Große Aufgaben in den französischen Filmen "Die Helden sind müde", "Kurier des Zaren", "Und immer lockt das Weib", "Spione am Werk", "Auge um Auge" und "Bitter war der Sieg" schlossen sich an. Sein Ruhm drang auch nach Hollywood. Über den CinemaScope-Farbfilm "Duell im Atlantik" schrieb damals die amerikanische Presse: "So wie Jürgens stellen wir uns den guten deutschen Typ vor, tadellos, fair und auch als Offizier noch sympathisch." Die Streifen "Jakubowski und der Oberst", "Die Herberge zur 6. Glückseligkeit" sowie die Rolle des Professors Immanuel Rath in der Neuverfilmung des "Blauen Engel" erhöhten seinen Verkaufswert. Er avancierte zum anerkannten Weltstar, und seine deutschen Filme "Der Arzt von St. Pauli", "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" und "Das Stundenhofel von St. Pauli" wurden Kassenerfolge. Sein "Jedermann" in Salzburg wurde gefeiert, und er verschrieb sich auch dem Medium Fernsehen ("Collin", "Smileys Leute"). Den Bundesfilmpreis für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen film erhielt der Mime im Jahre 1981.
Curd Jürgens war fünfmal verheiratet. Nach den Schauspielerinnen Lulu Basler und Judith Holzmeister wurde die temperamentvolle Eva Bartok seine dritte Ehefrau, die schon nach einjähriger Ehe die Scheidung einreichte. Nach der Scheidung von dem französischen Mannequin Simone Bicheron heiratete er 1978 seine Frau Margie ohne den bei ihm sonst üblichen Rummel. Curd Jürgens erkrankte schwer und starb am 18. Juni 1982 in Wien. Testamentarisch hatte er verfügt, daß seinem Begräbnis eine volksfestartige Leichenfeier in Wien vorangehen sollte.
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