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Er gilt heute als der führende Stadtbildfotograf des 19. Jahrhunderts: Friedrich Albert Schwartz (1836-1906). Selbst von dem rasanten Umbau Berlins von der königlichen Residenz zur kaiserlichen Metropole betroffen, hielt er fast ein halbes Jahrhundert lang diesen Prozeß als "Gewissen der Stadt" für die Nachwelt fest.
Es sind bis heute vor allem seine Bilder, die weit über die Region hinaus die Vorstellung vom alten Berlin prägen. Sein Werk ist zum einen Basis für die Erforschung von Kunst und Kultur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch ebenso einer der zentralen Bezugspunkte für Architekt en und Stadtplaner der Gegenwart, die vor der Aufgabe stehen, die noch immer durch die Einwirkungen von Krieg und Teilung gezeichnete Stadt mit historischer Verantwortung zu formen.
Das in den 1880er Jahren angelegte Firmenalbum des Ateliers stellt das Bildprogramm von Friedrich Albert Schwartz als das eines herausragenden Vertreters der etwa 175 in Berlin ansässigen Fotografen vor. Das Album vereint in sich auf 91 Seiten rund 360 fotografische Ansichten der Jahre von 1865 bis 1905, die Schwartz als einen der bedeutendsten Architektur- und Stadtbildfotografen Berlins ausweisen. In der Ausstellung des Stadtmuseums Berlin belegen die Albumseiten, daß Schwartz von seinem Selbstverständnis her vorrangig ein historisch-dokumentarisches Interesse an dem sich in dieser Zeit vollziehenden weitgreifenden Stadtumbau hatte. Stellt das Album gewissermaßen die Registratur dar, aus der Schwartz seinen Kunden seine Bilder anbot, so werden in der Ausstellung korrespondierend die Produkte des Ateliers vorgestellt, wie sie von ihm in verschiedenen Ausführungen verkauft wurden: Abzüge auf repräsentativen Atelierkartons, ganze Mappenwerke, Prachtalben und Sammelbilder.
Anläßlich des 100. Todestages von Friedrich Albert Schwartz soll seine Biographie ebenso gewürdigt werden wie sein ästhetisch hochrangiges Bildwerk und seine Verdienste um eine gültige bildliche Darstellung von Stadtgeschichte. smb
Die Ausstellung "camera berolinensis" im Museum Ephraim-Palais / Stiftung Stadtmuseum Berlin, Poststraße 16, 10178 Berlin, ist dienstags und donnerstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 12 bis 20 Uhr geöffnet, Eintritt 3 / 1,50 Euro, mittwochs Eintritt frei, bis 7. Januar.
Die Wandlung einer Stadt
Friedrich Albert Schwartz wurde am 12. Januar 1836 in Berlin als Sohn des Buchbinders David Emanuel Schwartz geboren. Im Atelier seines Onkels Heinrich Ferdinand Schwartz erlernte er den Beruf des Fotografen. Um 1860 eröffnete er sein eigenes Atelier an der Friedrichstraße 73. Aufträge für Aufnahmen von Industrieanlagen wie der Fabriken von Borsig und Schwartzkopff oder von Versorgungsbauten wie der Städtischen Gasanstalt an der Gitschiner Straße brachten ihn zur Architekturfotografie. 1867 zog Schwartz mit seinem Atelier in die Friedrichstraße 115 und firmierte nun unter "Photographische Anstalt und Kunstverlag". Prinz Carl von Preußen verlieh ihm den Titel eines Hoffotografen. Teils im Auftrag des Magistrats, teils auf eigenes Risiko begann Schwartz, die Wandlung Berlins von der königlichen Residenzstadt zur modernen Großstadt festzuhalten. Neben der Dokumentation des historischen Stadtbildes finden sich auch Bilder von Neubauten oder seltene Bauaufnahmen, etwa vom Bau der Halle des Anhalter Bahnhofs. Ein großes Vorhaben war die fotografische Dokumentation des Baus der Berliner Stadtbahn von 1878 bis 1882. 1882 zog Schwartz in die Luisenstraße 23. Von 1887 bis 1902 befand sich der Firmensitz in der Bellevuestraße 22 am Potsdamer Platz und anschließend in der Leipziger Straße 93. Aus gesundheitlichen Gründen übergab Friedrich Albert Schwartz das Atelier seinem Sohn Rudolf Albert Schwartz (1864-1920), der bereits seit Beginn der 1880er Jahre im Atelier mitgearbeitet hatte. F. A. Schwartz starb am 4. Mai 1906 in Berlin. (wp) |
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