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Als die berühmte Operndiva Jenny Lind, auch die „Schwedische Nachtigall“ genannt, an der Königlichen Oper zu Stockholm Triumphe feierte, bestürmte sie ihr Manager, doch jetzt in ihrer Glanzzeit auch eine Tournee nach Amerika zu unternehmen. Nach anfänglichem Zögern sagte sie zu.
Einige Wochen danach verließ sie an Bord des weißblauen Passagierdampf ers „Drotting Victoria“ für kurze Zeit ihre schwedische Heimat. Als sie in New York vom Landungssteg herabstieg, war sie von einem guten Dutzend Reportern und Kameramännern umringt, deren Zeitungen, darunter der „New York Herald“, über die „Schwedische Nachtigall“ berichtet hatten. Am Pier jubelte ihr eine kunstbegeisterte Menge zu, während mehrere ehrwürdige Stadtväter sie in das luxuriöse und teure Adlon-Hotel begleiteten. Dort unterschrieb sie den Vertrag mit der „Metropolitan Opera“. Als sie die ihr zugestandene Gage las, schwindelte es ihr vor Augen, es war das Zwanzigfache der Stockholmer Gagen. Aber auch die darauffolgenden Eintrittspreise für den Auftritt der berühmten nordischen Schönheit waren gepfeffert genug – von 200 Dollar aufwärts bis in die Tausend.
Natürlich berichteten auch die Provinzzeitungen über Jenny Lind, darunter die „Arizona News“. In der kleinen Stadt Salem las ein kunstbegeisterter Hutmacher mit Namen Geneen davon, und er nahm sich vor, unbedingt die Diva zu erleben. Es war seit altersher immer sein Traum gewesen, sich der klassischen Musik zu widmen. Da seine Geschäfte als Hutmacher schlecht liefen, kratzte er seine letzten Dollars zusammen und erstand als erster Bewohner von Salem ein Opernbillet.
Mit einem Schwarm von Verehrern und dem sie immer begleitenden Gitarristen suchte die Lind zum Schluß ihrer Tournee die kleine Stadt Salem auf, in der jener Hutmacher für seine letzten 200 Dollar ein Opern-Billet erworben hatte. Seine steifen Zylinder-Hüte und die lockeren Deeby-Mützen hatte er längst an den Nagel gehängt. Jetzt hoffte er auf neue Impulse.
In dem kleinen Musiksalon trat Jenny Lind mit ihren Liedern aus ihrer schwedischen Heimat sowie Arien aus „Der Perlenfischer“ von Bizet und Puccinis „La Bohème“ auf. Der Hutmacher war überaus begeistert und warf ihr einen Blumenstrauß zu. In diesem Au-genblick sah er vor sich einen Plantagenbesitzer aus Kalifornien sitzen, der einen breitkrempigen Sombrero auf dem Kopf trug. Blitzschnell kam Geneen ein Gedanke: Er mußte etwas Ähnliches, kurzum ein neues Produkt, herstellen, eben einen modernen „Breitkremper“, so wie ihn später der berühmte Filmstar John Wayne tragen sollte. Noch in derselben Nacht setzte er sich an seinen Fabrikationstisch und entwarf einen „Breitkremper“. Frühmorgens aber kamen zahlreiche Bewohner von Salem in sein Geschäft, um den Mann aus ihrer Mitte zu bewundern, der für ein einziges Opernbillet 200 Dollar gezahlt hatte. Dabei weis er auf sein neues Produkt hin, das man laut beklatschte.
Im Verlauf von einem Jahr stellte Geneen rund hundert Breitkremper, in den späteren Jahren einige tausend Hüte dieser Art her, die besonders in Texas Freunde fanden. Bald hatte er ein kleines Vermögen erworben und zählte zu den wohlhabenden Stadtvätern von Salem. Jenny Lind aber verließ Amerika mit einer Gage von insgesamt zwölf Millionen Dollar, ein Vermögen, das weder Benjamino Gigli noch Caruso je erreichten.
Er setzte sich an den Fabriktisch und entwarf Breitkremper |
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