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Der Historiker David Irving führt Verleumdungsklage gegen US-Verlag

 
     
 
Im Saal 73 des britischen High Court in London wird derzeit eine Verleumdungsklage des britischen Historikers David Irving verhandelt. Der Brite, der sich mit zahlreichen Veröffentlichungen über den Zweiten Weltkrieg einen Namen als einer der besten Kenner des Dritten Reich
s gemacht hat, möchte vor Gericht erreichen, daß er nicht länger als "Holocaust-Leugner" verunglimpft werden darf. Die Ursachen für diese Klage reichen zurück in das Jahr 1996. Damals wurde die Klage auch schon eingereicht. In diesem Jahr weigerte sich sein Verlag, Irvings neues Buch über Joseph Goebbels zu veröffentlichen. Nach verschiedenen rufschädigenden Veröffentlichungen über ihn sei "ein Verleger nach dem anderen von ihm abgefallen", beklagt sich Irving. Für ihn ist das ganze eine "Verschwörung zur Zerstörung seiner Karriere". Weil er als Holocaust-Leugner gelte, werde er sozial isoliert "wie eine Kinderschänder oder jemand, der seine Frau schlägt". Die Beklagten sind die amerikanische Professorin für "Holocaust Studien" Deborah Lipstadt und ihr Verlag. In ihrem vor vier Jahren erschienenen Buch ("Denying the Holocaust") hatte Frau Lipstadt Irving vorgeworfen, einer der weltweit "prominentesten und gefährlichsten Holocaust-Leugner" zu sein. Natürlich geht es in diesem Prozeß um mehr als nur eine Verleumdungsklage. Es geht um die grundsätzliche Bewertung der Verbrechen, die im Dritten Reich begangen wurden. In den meisten europäischen Ländern stehen kritische Äußerungen über die offiziellen Todeszahlen und die Darstellung der Verbrechen mittlerweile unter Strafe. In Deutschland sitzen mehrere Personen aufgrund solcher Delikte in Gefängnissen. Irving selbst wurde in Deutschland 1992 wegen Volksverhetzung verurteilt und soll hier erneut vor Gericht gestellt werden. Aus diesem Grund forderte ein Mannheimer Staatsanwalt unlängst seine Auslieferung. Das internationale Interesse ist daher sehr groß, und der Gerichtssaal wird von Berichterstattern aus aller Welt bevölkert. Reporter von großen Tageszeitungen wie der "London Times", des "Daily Telegraph" und der "FAZ" verfolgen dieses wohl einmalige Gerichtsverfahren. Selbst die renommierte Monatszeitschrift "Atlantic Monthly" hat sich ausführlich mit David Irvings Positionen auseinandergesetzt. Rückendeckung erhält Irving von linken Wissenschaftlern wie Norman Finkelstein, der demnächst sein Buch über das, was er als "Holocaust-Industrie" bezeichnet, veröffentlichen will. Finkelstein ist selbst Jude und hatte erstmals mit seiner Antwort auf die Thesen David Goldhagens auf sich aufmerksam gemacht. Der Holocaust sei zu einem gewinnbringenden Kult geworden, Kritik daran würde sofort unterbunden, so Finkelstein. Auf der anderen Seite stehen Deborah Lipstadt, der Verlag Penguin Books und ihr Anwalt Rampton, der von rund 40 weiteren Juristen unterstützt werden soll. Sie werfen Irving vor, kein Wissenschaftler zu sein. Irving, der sich vor Gericht selbst vertritt, arbeite mit Erfindungen, Auslassungen, Fälschungen, Verdrehungen, Manipulation und falschen Übersetzungen, so Argumentation der Verteidiger. Die Beweisaufnahme hat sich neben solchen Fragen der Glaubwürdigkeit natürlich darum gedreht, was sich in den Krematorien von Auschwitz wirklich abgespielt habe. Niemand, auch nicht Irving, leugnet die Tatsache, daß im NS-Staat viele Menschen, darunter insbesondere Juden, ermordet worden sind. Allerdings bezweifeln etliche Historiker und Wissenschaftler die Existenz von Gaskammern in Auschwitz oder anderen Konzentrationslagern. Irving während der Beweisaufnahme: "Ich bestreite, daß es möglich war, Millionen von Menschen in Gaskammern zu liquidieren." Das Ganze sei eine Legende. Während der Verhandlung ging es um bautechnische Aspekte und die logistischen Möglichkeiten einer industriellen Massenvernichtung. Zuletzt versuchte die Verteidigung Irvings These mittels der Eichmann-Memoiren zu widerlegen. Nach der Lektüre der bis vor kurzem geheim gehaltenen Schriften wurden diese allerdings nicht im Gerichtsaal als Beweismittel angeführt. Die Informationen scheinen für Frau Lipstadt nutzlos gewesen zu sein. Ein Urteil ist im April zu erwarten. Der Holocaust ist mittlerweile ein Bestandteil unserer Populärkultur geworden. Filme wie Schindlers Liste, Einrichtungen wie das Holocaust Museum in Washington oder die neue Gedenkstätte in Berlin zeigen, wie allgegenwärtig das Thema 55 Jahre nach Kriegsende ist. Dennoch zeigt der Prozeß, wie wenig über die Wahrheit von Auschwitz bekannt ist.

 
     
     
 
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