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Eine bei Musikfreunden in aller Welt beliebte Institution ist im eigentlichen Wortsinn nie gegründet worden - die Wiener Philharmoniker existierten als Theaterorchester, seit Opern in Wien gespielt wurden. Dennoch gilt es dieser Tage an ein Datum zu erinnern, an dem der Grundstock zu diesen regelmäßigen Konzerten gelegt wurde.
Musikfreunde in aller Welt kennen ihren Namen, haben wohl auch ihre Konzerte besucht - in New York, wo sie seit 1989 alljährlich in der Carnegie Hall auftreten, in Tokio, wo es einen Verein der Freunde gibt, in Salzburg, wo sie 1877 zum ersten Mal gastierten, und natürlich in Wien, wo 1842 die Philharmonisch en Concerte gegründet wurden. Man kennt die Namen ihrer berühmten Dirigenten - Klemperer und Furtwängler, Toscanini und Knappertsbusch, Karajan und Böhm, Solti und Abbado; nur Eingeweihte aber dürften wissen, daß es ein Ostpreuße war, der vor 160 Jahren die Idee philharmonischer Konzerte unter Mitwirkung des Theaterorchesters aus der Taufe hob. Am 28. März 1842 spielte das "sämmtliche Orchester-Personal des k.k. Hof-Operntheaters im k.k. großen Redouten-Saale" Kompositionen von Beethoven, Mozart und Cherubini. Das Konzert begann "mittags um halb 1 Uhr", dauerte drei Stunden und wurde vom Herrn Kapellmeister Otto Nicolai, dem Dirigenten und Komponisten aus Königsberg, geleitet.
Im November 1843 las man in der "Allgemeinen Wiener Musikzeitung": "Es war zu Anfang des vergangenen Jahres, als ein paar Kunstfreunde im Gespräch über die hiesigen Kunstzustände den Hofopern-Capellmeister Herrn Otto Nicolai, nunmehrigen Direktor und Oberleiter der philharmonischen Concerte, auf die Idee brachten, mit seinem Orchester, dem zahlreichsten und ausgezeichnetsten Musikkörper Wiens, größere Musikaufführungen zu veranstalten, und indem er dadurch die vorzüglichsten Werke unserer größten Tonmeister auf eine würdige Weise zur Darstellung brächte, zugleich den Mitgliedern seines Orchesters eine fixe Einnahme zuzuwenden. Hr. Nicolai griff die Idee richtig auf, theilte dieselbe in einer Zusammentretung dem versammelten Orchester mit und - das Unternehmen war begründet. Man wählte den ebenso tätigen als umsichtsvollen Capellmeister zum Direktor, und schon der Erfolg des ersten Concertes lieferte den Beweis von der Zweckmäßigkeit dieser Wahl ..."
Es war nicht immer leicht für den Königsberger, mit den Wiener Gegebenheiten zurechtzukommen. Schon im Mai 1837 war er zum ersten Mal in die Donaumetropole gekommen, als Kapellmeister am Kärtnertor-Theater. Doch im Juni 1838 verließ er Wien wieder, um nach genau drei Jahren zurückzukehren - mit einem Dreijahresvertrag als erster Kapellmeister. In einem Brief an seinen Vater berichtet er im Sommer 1842 über die Zustände, die er in Wien vorgefunden hatte: "Die Oper ist im ärgsten Verfall und an keiner Person bei Hofe hat sie einen Aufrechterhalter ... Ich habe ... die Philharmonischen Konzerte hier gegründet, ein Unternehmen, das ich nicht sinken lassen kann ..."
Nicolai leitete von 1842 bis 1847 insgesamt elf Konzerte in Wien, bis er einem Ruf Friedrich Wilhelms IV. nach Berlin folgte. Dort schuf er sein Hauptwerk, die bezaubernde Oper "Die lustigen Weiber von Windsor". Keine drei Monate nach der Uraufführung erlag Otto Nicolai am 31. Mai den Folgen eines Gehirnschlags. Peter van Lohuizen
Otto Nicolai: Komponist und Dirigent aus Königsberg, Lithographie Joseph Kriehuber, 1842
Karl Heinz Leidreiter: Goslarer Fenster I, Alte Grubenlampe (Aquatintaradierung, 197 |
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