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Nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht 1945 und der von Hunger, Not, Elend und Entbehrungen geprägten zweiten Hälfte der 40er Jahre begann sich in den 50er Jahren das sogenannte Wirtschaftswunder ganz allmählich auch in den Portemonnaies der Bundesbürger bemerkbar zu machen, um dann in den "fetten" 60er Jahren mit Voll- und Überbeschäftigung seine Blüte und seinen Höhepunkt zu erleben. Der Kreis der Westdeutschen, die mit einem VW Käfer angefangen hatten und sich nun mehr leisten wollten und auch konnten, wuchs. Um diese Aufsteiger auch anzusprechen und nicht an andere Marken zu verlieren, brachte das Volkswagenwerk an der Wende von den 50er zu den 60er Jahren einen neuen Mittelklassewagen mit 1,5-Liter-Maschine auf den Markt, den ebenfalls von Porsche entwickelten und gleichfalls von einem luftgekühlten Heckmotor über die Hinterräder angetriebenen Typ 3. Dieser wie der Käfer zweitürige VW 1500 wurde sowohl als Stufenhecklimousine als auch als Kombi - bei Volkswagen seit jener Zeit bis zum heutigen Tag "Variant" genannt - angeboten.
Aufgrund der unerwartet guten Verkaufszahlen des ab 1955 als Coupé und 1957 auch als Cabrio gebauten "kleinen" Karmann Ghia auf Basis des Typs 1, sprich des Käfers, lag es für das Volkswagenwerk nahe, mit den selben Partnern auch einen geschlossenen und einen offenen Sportwagen auf Basis des Typs 3 zu bauen.
Ab 1958 arbeitete mit Sergio Sartorelli ein Ghia-Designer an den Linien eines "großen Bruders" des bereits vorhandenen Karmann Ghia. Am Ende des folgenden Jahres war ein erster Prototyp fertig. Die in die Karosserie integrierten Nebelscheinwerfer lagen jedoch weiter auseinander, als erlaubt war, und so wanderten sie zur Mitte hin. Diese Lampenanordnung zusammen mit den charakteristischen "Augenbrauen" gab dem Wagen sein charakteristisches Aussehen, an dem sich - anders als bei seinem allseits beliebten "kleinen Bruder" mit dessen weicherer, runderer, weniger strengen und kantigen Form - die Geister schieden und bis heute scheiden. Sibyllinisch formulierte die US-amerikanische Fachzeitschrift Road & Track: "Schön oder nicht, eine Designvorgabe war sicherlich, dem Wagen ein anderes Aussehen zu geben, und das ist gelungen, daran läßt sich kaum zweifeln."
Am 1. September 1961 ging das Coupé bei Karmann in Osnabrück in Serie. Bei der im selben Monat stattfindenden Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt wurde der Zwei-plus-zwei-Sitzer der Öffentlichkeit präsentiert. Hierbei gibt es einen amüsanten Unterschied gegenüber dem "kleinen Bruder". Während der "kleine" Karmann Ghia, der ursprünglich ein Roadster werden sollte, bei seiner Präsentation nur als Coupé vorgestellt wurde, später jedoch auch als Cabrio zu haben war, wurde der "große Bruder" vor 44 Jahren auf der IAA sowohl in einer offenen als auch in einer geschlossen Variante präsentiert, um dann jedoch (leider) nur geschlossen gebaut zu werden, und das obwohl der Preis für den offenen Schönen bereits feststand und auch die Prospekte schon gedruckt waren: 9.500 D-Mark sollte der Wagen, der nie in Serie ging, kosten und damit 600 D-Mark mehr als das Coupé.
"Großer" Karmann Ghia kann man wörtlich nehmen. Er war 14 Zentimeter länger und 80 Kilogramm schwerer als der sechs Jahre ältere Klassiker. Der Ein-Vergaser-Motor leistete 45 PS, was für eine Spitzengeschwindigkeit von 132 Stundenkilometern reichte. Obwohl aus dem selben Stall, aus der selben Familie wie der kleinere und ältere Typ 14 lief der Verkauf des Typ 34 nur schleppend an. Der Anbieter reagierte darauf, indem er den Preis senkte und dem Wagen einige Verbesserungen gönnte. So war ab dem zweiten Produktionsjahr ein elektrisch zu bedienendes Stahlschiebedach lieferbar. Im darauffolgenden Jahr gab es das Auto auch in einer S(pezial)-Version im Angebot mit einem neun PS stärkeren Zwei-Vergaser-Motor, der den Wagen 13 Stundenkilometer schneller machte. Ab 1963 war das Fahrzeug auch als Rechtslenker zu haben. Die beheizbare Heckscheibe kam 1964. 1965 wurde der Zwei-Vergaser-Motor um 100 Kubikzentimeter vergrößert. 1967 standen schließlich auch ein Automatikgetriebe und ein Einspritzmotor zur Verfügung.
Trotz dieser für den durch schaltfaule Autofahrer und scharfe Abgasbestimmungen geprägten US-amerikanischen Markt wichtigen Verbesserungen des Angebotes wollten die Verkaufszahlen einfach nicht in die Höhe gehen. Von 8.548 im Jahre 1962 fiel die Produktionszahl fast kontinuierlich auf 2.533 im Jahre 1968. Im Juli 1969 wurde als Konsequenz die Produktion eingestellt. Insgesamt wurden vom "großen" VW Karmann Ghia nur 42.505 Exemplare produziert. A. Liedfeger
Nur relativ kurze Zeit produziert: Der Typ 34 kam sechs Jahre später als sein "kleinerer Bruder" auf Käfer-Basis und ging fünf Jahre früher. |
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