Der äthiopisch-eritreische Kampf ist wieder entbrannt

Äthiopien un Eritrea lösen in der Regel nur eine Assoziation aus: Hunger. Immer wieder werden dies beiden Staaten am Horn von Afrika von Hungerkatastrophen biblischen Ausmaße durchschüttelt, die die Existenz von Millionen von Menschen bedrohen. Die aktuell Hungerkatastrophe, ausgelöst durch eine nicht enden wollende Dürre, hat bisher ca. dre Millionen Rindern das Leben gekostet. In einigen Regionen sind nur noch zehn Prozent de früheren Rinderbestandes zu finden. Die Folge: Insbesondere Milch wird immer knapper, wa für Kinder verheerende Konsequenzen nach sich zieht. Die Uno-Landwirtschafts

organisatio FAO brachte die Lage auf den Punkt: erst stirbt das Vieh, dann der Mensch.

Acht Millionen Menschen sind deshalb allein in Äthiopien vom Hungertod bedroht, 2 Millionen in beiden Staaten müssen ständig mit Lebensmittellieferungen unterstütz werden. Zu diesen ka- tastrophen Lebensbedingungen kommen nicht enden wollend kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Äthiopien und Eritrea, die in hiesigen Kreise Kopfschütteln auslösen. Wie können Habenichtse wie Äthiopien und Eritrea noch Krie führen? Und vor allem: Wie finanzieren diese Staaten diesen Krieg? Beide Staaten scheine noch eine gewisse finanzielle Reputation zu haben, gehören doch zu ihre Waffenlieferanten Rußland, einige osteuropäische Staaten, aber auch, so wird zumindes kolportiert, Israel, China und Italien. Inwieweit das jetzt durch den UN-Sicherheitsra verhängte Waffenembargo greifen wird, muß abgewartet werden. Die Erfahrungen vergangene Konflikte zeigen, daß die internationalen Waffenhändler immer wieder Mittel und Weg finden, Waffenembargos zu umgehen.

Die Ursprünge des selbstmörderischen Krieges am Horn von Afrika reichen bis in de Zweiten Weltkrieg zurück. 1941 gelang es England durch die Schlacht von Keren, die damalige Kolonialmacht Italien aus Eritrea hinauszudrängen. Die Italiener hatten Eritre im 19. Jahrhundert für unabhängig erklärt. Die neue britische Militärregierung faßt im Anschluß an die Kämpfe den Entschluß, Eritrea entlang der religiösen Grenzen de Landes zu teilen. Die Küste und die Hochlandregionen fielen an Äthiopien, das muslimisc dominierte westliche und nördliche Tiefland fiel an die britische Kolonie Sudan. 195 reagierten die Vereinten Nationen (Uno) auf den eritreischen Ruf nach Selbstbestimmung mi der Schaffung einer äthiopisch- eritreischen Föderation. Diese wurde 1962 von Hail Selassie abgeschafft, der die Region Eritrea annektierte. Damit beschwor Haile Selassi einen fast 30 Jahr andauernden Unabhängigkeitskrieg herauf, der mit der Ausrufung de Unabhängigkeit Eritreas am 24. Mai 1993 endete. 1991 gelang es dem heutigen Präsidente Eritreas, Isaias Afewerki, zusammen mit seinem Kampfgefährten Meles Zenawi Eritrea unte Kontrolle zu bringen. Zenawi marschierte nach der Eroberung Eritreas in Äthiopien ein, w er den Diktator Haile-Mariam Mengistu stürzte. Seit 1995 ist Zenawi Ministerpräsiden Äthiopiens.

Die Freundschaft der beiden Kampfgefährten endete abrupt, als Afewerki daran ging, mi der von Zenawi zugesicherten Autonomie Äthiopiens ernst zu machen. Afewerki rief die Unabhängigkeit aus, führte 1998 eine eigene Währung ein und verlangte von Äthiopie Zölle und Gebühren. Entscheidend für die folgenden Auseinandersetzungen dürfte die Tatsache sein, daß durch die Unabhängigkeit Eritreas Äthiopien keinen Zugriff mehr zu Meer hat, der die Basis für den Export darstellt. Seit 1998 kommt es immer wieder zu Kampfhandlungen zwischen beiden Staaten, bei denen nach Schätzungen bisher etw 100 000 Soldaten und Zivilisten ums Leben gekommen sein sollen.

Der äußere Anlaß für die aktuellen Kämpfe ist ein ca. 400 Quadratkilometer große Stück Ödland in der Nähe der Stadt Badme. Legt man letzte Meldungen zugrunde, dan zeichnet sich ein Sieg der äthiopischen Truppen ab. Stefan Gellner