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Die Aufgaben der Zukunft für Ostdeutschland

 
     
 
Welche Aufgaben stellt uns die Zukunft für Ostdeutschland? Die Annäherung an diese Frage bildete den Kern einer Veranstaltung der Regionalgruppe Süd des „Bundes Junger Ostdeutschland“ (BJO) am 12. August dieses Jahres in Ansbach. Zu einer sommerlichen Gesprächsrunde hatten sich rund 20 Interessierte auf der Terrasse der Orangerie eingefunden.

Dieses Treffen sollte auch der Aktivierung der Arbeit des südlichen BJO dienen; dies gelang recht gut, nicht zuletzt dank der hochkarätigen Referenten und weiteren Teilnehmer. So entspann sich manch fruchtbare Diskussion. Anwesend waren zum Beispiel Hannes Kaschkat und Albrecht Jebens von der Ost- und Westpreußenstiftung und der Schriftleiter der „Deutschen Sprachwelt“, Thomas Paulwitz.

Um zwei Themen kreiste die Diskussion: Zunächst verschafften sich die Anwesenden einen Überblick über den Zustand und die Zukunft Königsbergs und des Königsberger Gebiet
s mit besonderer Berücksichtigung der geplanten EU-Osterweiterung. Anschließend ging es um die Lage der Deutschen im südlichen Ostdeutschland.

Jürgen Danowski, der die Veranstaltung leitete, berichtete in seinem Einführungsreferat über die aktuelle Entwicklung des Königsberger Gebietes und dessen künftige Anbindung an die Europäische Union. Die schwedische EU-Ratspräsidentschaft in der ersten Hälfte dieses Jahres führte zu einer intensiven Beschäftigung der Brüsseler Organe mit diesem Thema. Nach dem geplanten Beitritt Polens und Litauens zur EU wird das nördliche Ostdeutschland bekanntlich zu einer Exklave der Russischen Föderation.

Danowski stellte das „Arbeitspapier der Freundeskreis Ostdeutschland () für das nördliche Ostdeutschland“ vor. Darin schlägt die vor, über die Errichtung einer „Euroregion Prussia“ nachzudenken. Diese Euroregion könnte das Memelland, das Königsberger Gebiet und die heutige Wojewodschaft Ermland und Masuren umfassen. Das Königsberger Gebiet sei derzeit ein „schwarzes Loch“ auf der europäischen Landkarte, beklagt die . Doch könne Königsberg nach einer EU-Erweiterung wieder seine jahrhundertelange Aufgabe als Brücke zwischen dem Westen und dem Osten wahrnehmen. Ein interessantes EU-Papier in diesem Zusammenhang ist die „Mitteilung der Kommission an den Rat“ über „Die Europäische Union und das Kaliningrader Gebiet“ vom 17. Januar dieses Jahres mit einem Umfang von 25 Seiten. Man kann es sich aus dem Weltnetz herunterladen.

Informationen aus erster Hand gab es in Ansbach von Natalia Babenkowa. Sie ist in Königsberg aufgewachsen und hat dort ein juristisches Studium abgeschlossen. Derzeit hält sie sich in der Bundesrepublik auf und wird von der Ost- und Westpreußenstiftung betreut. Aus Babenkowas Ausführungen konnte man unter anderem entnehmen, daß die entscheidende Schwierigkeit in Königsberg die unsichere Rechtslage darstellt, die planvolles Aufbauen und Organisieren erheblich erschwert. Mit der erhofften Anbindung an die Europäische Union könnte eine Angleichung der Lebensverhältnisse näherrücken.

Weniger Hoffnung vermittelte der anschließende Vortrag von Raphael Schmelter aus Löbau/ Ostdeutschland, der über die Ent-wicklung der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen berichtete. Aus eigener Erfahrung beschrieb Schmelter den Druck zur Anpassung an die polnische Kultur und Lebensart, dem die verbliebenen Deutschen ausgesetzt sind. Mischehen zwischen Polen und Deutschen führten dazu, daß das deutsche Erbe von Generation zu Generation immer weiter aufgegeben werde. Schuld daran sei unter anderem auch das abschätzige Bild Deutschlands, das von zahlreichen Lehrwerken für Deutsch als Fremdsprache vermittelt werde. Die in den Deutschbüchern behandelten Themen - wie zum Beispiel Fremdenfeindlichkeit oder Rechtsradikalismus in Deutschland - trügen dazu bei, daß verbliebene Deutsche sich nicht mit dem Land identifizieren können und sich nicht als Deutsche bekennen wollen. Dadurch sinke das Interesse an der deutschen Sprache und damit an der Kultur.

Die Teilnehmer des Treffens in Ansbach nahmen die Erkenntnis mit nach Hause, daß im südlichen Ostdeutschland das deutsche Volkstum in einem scheinbar hoffnungslosen Abwehrkampf steht, während sich für die Entwicklung und für den Status Nord-Ostdeutschlands vielversprechende Zukunftsaussichten eröffnen. Zum Abschluß des Tages besuchten die Anwesenden eine Mahnveranstaltung, die anläßlich des 40. Jahrestages des Mauerbaus zu Berlin am Ansbacher Mauer-Mahnmal abgehalten wurde. So ist das Deutschtum - ob in West-, Mittel- oder Ostdeutschland - immer mit der Ziehung von Grenzen und ihrer Überwindung konfrontiert. Vor allem die Ostdeutschland haben aufgrund ihres Schicksals dafür eine besondere Sensibilität. Ihr Auftrag lautet, die Grenzen zu überwinden und das geteilte Land zu erneuern. T. P.

 
     
     
 
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