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Nac Angaben des auswärtigen Ausschusses der Nationalversammlung scheint es unmöglich, eine Pariser Politiker zu finden, der Kenntnis und daher eine Meinung über den deutschen Oste hätte. Diese Tatsache wiederum erscheint dem französischen Politologen, mit dem wi über diesen Komplex ein ausführlicheres Telefongespräch geführt haben, angesichts de Tatsache, daß Frankreichs Studenten selbst an den Elitehochschulen nur ein verworrene Bild von Deutschland haben, nicht erstaunlich.
Selbst vom Westfälischen Frieden wüßten die zukünftigen Kader der französische Nation fast gar nichts. Dieses Wissensdefizit sei auch gültig für das, was Ost- un Mitteleuropa nach dem Ersten Weltkrieg anbetrifft. Es hat also den Anschein, daß de Adenauer-de-Gaulle-Vertrag von 1963, der unter anderem auch den Ehrgeiz hatte, die kulturelle Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten zu fördern, in dieser Hinsicht ei völliger Mißerfolg war.
Laut Thierry Garcin, der dies ausführlich in seinem Beitrag für die Zeitschrif "Hérodote" ausführte, sei der Begriff von Rapallo der einzige, der noch ein Resonanz, natürlich eine negative, in der französischen politischen Klasse besitze. Da Rapallo-Gespenst wurde an der Seine besonders während der 1990er deutsch-russische Verhandlungen unterstrichen, als sollte die gesamteuropäische Diplomatie der Fünfte Republik immerfort unmittelbaren Anstoß an jegliche etwaigen Annäherungen zwische Rußland und Deutschland nehmen. Und so wollte, besser gesagt wünschte Mitterrand, da die deutsche Vereinigung zwischen BRD und DDR langsam und internationalisiert werde. Stat dessen wurde sie geschwind und amerikanisch-deutsch. Die verantwortlichen Politike Frankreichs, so Garcin, wurden sozusagen gehemmt, obwohl die führenden französische Medien sorgfältig und offen die Entwicklungen jenseits des Rheins beobachteten un beschrieben.
Gemäß unserem Gesprächspartner, der uns seine Meinung als Soziologe gewissermaße frei und unverbindlich geben konnte, sei so die Frage der Zementierung de Oder-Neiße-Linie durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag an und für sich durchaus als künstlich anzusehen. Für die Deutschen bedeute die Oder-Neiße-Linie die Grenze de Kapitulation von 1945. Die Unterzeichnerstaaten des Moskauer Vertrages vom 12. Septembe 1990 hätten um die Stabilität der Grenzen in Europa nachgesucht, und zwar trotz der au inenpolitischem Kalkül bewußt gewählten Langsamkeit Kohls, jene Grenzen zu akzeptieren Garcin meint, die Frage sei jetzt als gegenstandslos zu betrachten, da die Bundesrepubli Deutschland durch ihre Finanz- und Wirtschaftsmacht diese Grenzen gewissermaßen in anderer Form überholt habe. Ähnliches gelte auch für die Rolle, die die Euroregionen in Mittel- und Osteuropa künftig spielen würden.
Insgesamt glaubt Dr. Thierry Garcin, daß das gemeinsame Europa, das Brüsseler Europa mehr Gewicht den deutschen Begriffen als den französischen gewährt. Man erlebe zur Zei durch den deutschen Föderalismus eine Balkanisierung Europas. Wichtig in diese Zusammenhang sei zu wissen, ob England Schottland im Vereinigten Königreich halten kann Seiner Ansicht nach seien die Forderungen der Regionen in Frankreich durch den Brüssele Föderalismus gefördert worden. Wie er in seinem schon erwähnten Beitrag fü "Hérodote" wurde die Bedeutsamkeit des deutschen Einigungsprozesses für Europ in Frankreich von der gesamten politischen Klasse Frankreichs unterschätzt und durc hartnäckige innere Streitereien ersetzt.
Auf die Frage über die Kehrtwendung der französischen Diplomatie mit de Gaulle, de im Gegenstück zur Vierten Republik die Oder-Neiße-Linie als völkerrechtlich erklärte zeigte sich Thierry Garcin überfragt und verwies uns auf die Notwendigkeit, eine Historiker zu fragen. Zehn Jahre nach dem deutschen Einigungsprozeß scheint also in Pari der deutsche Osten völlig vergessen zu sein, um so mehr als Staatspräsident Mitterran und die Gesamtheit der französischen offiziellen Meinungsträger sich stärker und mi großem Ehrgeiz um eine größere Rolle Frankreichs in Afrika und im Mittleren Oste bemühten. Die Furcht vor "Rapallo" ist außer Mode geraten, aber das Wissen u das Schicksal eines Drittels des Deutschen Reichs ist in den Orkus der Vergessenhei geraten. Insofern scheinen allein schon von diesem Ansatz her die Nachkriegsbemühunge über einen Ausgleich zwischen Paris und Bonn/ Berlin beiderseitig verfehlt. Es wurd nicht offen über diese Lage gesprochen, weil das Mißtrauen und die Angst den Mantel de Verschweigens großzügig ausbreiteten.
Für viele Ostdeutschland bleibt freilich unvergessen, daß mit dem Fall der Mauer vo 1989 die Redaktion unserer Zeitung zahlreiche Briefe von französischen Kriegsgefangene erreichte, die sich noch bestens an die Zeit in Ostdeutschland während des Kriege erinnerten und die wie selbstverständlich davon ausgegangen waren, daß mit dem Fall de Mauer auch der deutsche Osten freigeworden sei.
Francisco Lozaga / P. F.
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