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Die "Lange Nacht der Musik" im Rahmen der Wiener Festwochen wurde zu einer Nacht der langen Finger, in der das weltberühmte Salzfaß von Benvenuto Cellini aus dem Kunsthistorischen Museum verschwand. Die Sache ist allerdings nur bedingt überraschend angesichts der "Fortschrittlichkeit" mancher "Events": Denn wenn über ein Baugerüst Leute ins Museum einsteigen, könnte das ohne weiteres für eine "Performance" gehalten worden sein, und die Nachtwächter scheinen zwischen der schrillenden Alarmanlage und anderem "Sound" keinen Unterschied gemerkt zu haben.
Es geschah etwa so: Sonntag morgens, gegen vier Uhr, sind die Täter - oder war es nur eine(r) - über das Baugerüst unter deutlichem Glasbruch in den ersten Stock des Museumsgebäudes eingedrungen. Der Raub vollzieht sich gezielt. Die Vitrine wird aufgebrochen, die "Saliera" entwendet. Die Alarmanlage, die den Raub anzeigte, wurde von dem Wachpersonal wieder ausgestellt.
Das goldene Salzfaß mißt 26 x 33,5 Zentimeter und wiegt sieben Kilo. Der Schätzwert von 50 Millionen Euro ist untertrieben, denn es handelt sich bei dem von dem Florentiner Benvenuto Cellini für Frankreichs König Francois I. angefertigte Tafelgerät um ein Unikat. König Karl IX. schenkte es 1570 Herzog Ferdinand von Tirol - so erhielten es die Habsburger .
Die Wiener Festwochen schon begannen mit Mißklängen: Im Zuge der Sparmaßnahmen hatte die Bundesregierung ihren Zuschuß gestrichen, und obwohl dieser nur 2,7 Prozent des Festwochen-Budgets ausgemacht hatte, ist das für Bürgermeister Häupl und den ominösen Festwochen-Intendanten Luc Bondy "Kultur-Krieg" und "Zensur". Ein selbstentlarvendes Argument, denn Bondy kündigte zur Strafe an, daß die nächsten Festwochen noch politischer und noch provokanter sein werden!
Wenn allerdings der geifernde Bondy Veranstaltungen, deretwegen die Besucher nach Wien strömen, reduziert - auch eine Form von Kunstraub! - und dafür andere, deretwegen man sicher nicht kommt, ausweitet, führt er damit das sonst so bemühte Argument der "Umweg-Rentabilität" von Subventionen ad absurdum. Widerspruch ist eben ein Wesensmerkmal linker Dialektik. |
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