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Düstere Schatten der Vergangenheit neu belebt

 
     
 
Der tschechische Kriegsveteran Jan Horal, ein Nationalist der aggressiven Sorte, hatte es im vergangenen Jahr angekündigt: Die Benesch-Büste, die er am Eingang eines von ihm betriebenen Hotels in Krummau aufstellen ließ, sollte nicht die einzige deutschfeindliche Provokation dieser Art bleiben. Auch in der Hauptstadt Prag, im Burgbezirk, werde man ein Benesch-Denkmal errichten, wußte er.

Am Pfingstmontag, nur 24 Stunden nach der wegweisenden Hauptkundgebung
des Sudetendeutschen Tages in Augsburg, wurde das Denkmal durch den neuen Ministerpräsidenten Paroubek und den Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Zaorálek (beide Sozialdemokratische Partei CSSD) feierlich vor dem tschechischen Außenministerium auf dem Loretoplatz enthüllt. Zu den Teilnehmern gehörten auch ODS-Parteichef Topolánek sowie etliche Minister und Parlamentarier. Im Anschluß an das selbstgefällige Spektakel mit Militärparade enthüllte Livia Klausová, die Ehefrau des Staatspräsidenten, am Haus Nr. 2 des Loretoplatzes eine Gedenktafel für die Benesch-Gattin Hana. Václav Klaus selbst weilte beim Europaratsgipfel in Warschau ...

Eine Schande für Prag und die gesamte Tschechische Republik: Schon die Bestätigung der Benesch-Dekrete im Jahre 2002 und die Verherrlichung des selbsternannten Präsidenten der Nachkriegs-Tschechoslowakei per Gesetz durch das tschechische Parlament 2004 waren nationalchauvinistische Feindseligkeiten an die Adresse der Sudetendeutschen und mithin an ganz Deutschland - das seinerseits natürlich auch künftig keine Hitler-, Himmler- oder Heydrich-Statuen errichten wird, um Nachbarn zu maßregeln und herabzuwürdigen. Mit dem Prager Staatsakt vom Pfingstmontag erwies die Tschechische Republik jener gewissenlosen Figur ihre Reverenz, die eine der brutalsten ethnischen Säuberungen in der Menschheitsgeschichte geplant und durchgeführt und das Land anschließend an seinen Geistesverwandten Josef Stalin ausgeliefert hat.

Die leider unvollendete Demokratie der Tschechischen Republik, die dem Vertreiber Benesch huldigt und Minderheiten diskriminiert, die Entrechtung fortbestehen läßt, die Mörder und Menschenschinder der Vertreibungsjahre unbehelligt läßt, in der die Politik Einfluß auf die Rechtsprechung nimmt und eine wahrheitswidrige Geschichtsschreibung konserviert, hat sich schon mit dem Denkmal für den Halbdemokraten Tomásch Masaryk keinen Gefallen getan. Dessen repressiver Umgang mit den Sudetendeutschen und das Außerkraftsetzen des Mährischen Ausgleichs 1918 hatten den Weg in die Katastrophe vorgezeichnet. Mit ihrem offenbar noch strammeren Benesch-Kult und dem Festhalten an den menschenverachtenden und völkerrechtswidrigen Dekreten (hinzu kommen die europafeindlichen Einlassungen des derzeitigen Staatsoberhauptes) läuft die Tschechische Republik Gefahr, sich in der Europäischen Union als ewiggestrig zu etablieren und zu isolieren.

Im Ringen um Fortschritte in der Sudetendeutschen Frage scheint es, als müsse in der Tschechischen Republik erst eine Politikergeneration heranwachsen, die die kommunistische Erziehung nicht mehr erlebt hat und die deshalb dem Appell der tschechischen Bischöfe eher Beachtung schenkt, eine Aussöhnung mit den Sudetendeutschen anzustreben. Spätestens dann müßten das Prager Benesch-Denkmal und alle Benesch-Denkmäler im Lande den Weg gehen, den nach dem demokratischen Aufbruch vor 15 Jahren in halb Europa die Lenin- und Stalin-Statuen gehen mußten: ins Museum oder auf den Schrottplatz. Herbert Fischer

Der Verfasser ist Chefredakteur der Sudetendeutschen Zeitung.

Stein des Anstoßes: Das neue Benesch-Denkmal in Prag
 
     
     
 
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