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Am 21. Juni des Jahres 1907 wurde Eberhard v. Redecker in Eichmedien, Kreis Sensburg, geboren - am 21. Juni 2002 feierte der Ostpreuße seinen 95. Geburtstag in seinem Haus in Raisdorf, Kreis Plön, und am 13. Juli 2002 reiste der Jubilar mit seiner 90jährigen Ehefrau Marie-Elisabeth in seine Heimat, um dieses Ereignis nochmals zu fei-ern.
Der Himmel präsentierte Kaiserwetter, einen tiefen ostdeutschen Sommer mit gelben Getreidefeldern, von Kornblume n um- säumt, als sich am 13. Juli um 15 Uhr 40 Gäste aus der Bundesrepublik Deutschland und Masuren in der Kirche zu Eichmedien, der Heimatkirche des 95jährigen, zu einem Festgottesdienst versammelten.
Pastor Krüger aus Merseburg, der zu der Zeit in Lötzen weilte, um die Gottesdienste in deutscher Sprache zu halten, predigte über das Wort aus dem Buch des Predigers Salomon: "Alles hat seine Zeit." Dabei übermittelte der Pastor eine tief beeindruckende, christliche Botschaft, in der sich das Leben des Jubilars in all seinen Höhen und Tiefen, vor allem aber in seinem tiefen Glauben widerspiegelte.
Aus dem mecklenburgischen Schwerin war die Kantorin und Sopranistin Christa Maier angereist, die den musikalischen Teil des Gottesdienstes leitete. Mit ihrer wunderbaren Stimme krönte die Musikerin diese einmalige und würdige Feierstunde. Ausnahmslos tiefe Ergriffenheit herrschte bei dem Choral "Ich bete an die Macht der Liebe". Eberhard v. Redecker hatte sich diesen Choral in Erinnerung an den Großen Zapfenstreich gewünscht.
Nach der Andacht fanden sich alle Gäste im Park des Schlosses zu Eichmedien ein. Die neuen Besitzer, Piotr Ciszek und Joanna Burjaska, die zur Zeit noch in Warschau leben und dieses historische Anwesen seit zwei Jahren sehr gründlich und liebevoll renovieren, empfingen die Gäste aufs herzlichste.
Eine Esche, die in dem alten Schloßpark seit mindestens 200 Jahren steht, wurde mit einem Messingschild versehen und auf den Namen des Jubilars getauft. In einer sehr bewegenden Ansprache brachten die Besitzer ihre Verehrung und höchste Wertschätzung Eberhard v. Redecker gegenüber zum Ausdruck.
"... jeder Ort hat seine Geschichte, und das ist immer die Geschichte der Menschen, die hier lebten. Wir wissen, wie sehr Sie diesen Ort lieben, und wir wollen, daß Sie immer bei uns sind und die vorangehenden Werke der Renovierung beobachten. Diese Esche, die ab heute ihren Namen trägt, steht unter Naturschutz. Sie muß nirgendwo anders auf der Welt ihre Wurzeln schlagen ..."
Unter den Gästen waren, als Vertreter der Stadt Sensburg und der Woiwodschaft Ermland-Masuren, der Sozialminister Julian Osieki und dessen Frau Jadwiga.
Julian Osieki überreichte eine Urkunde, in der die humanitären Verdienste des Jubilars um die Stadt Sensburg und seine verbindliche, herzliche Art besonders hervorgehoben werden. Nach dem feierlichen Akt im Park wurden alle Gäste zu einem Sektempfang in das ehemalige Musikzimmer des Schlosses gebeten.
Der Festtag endete mit einem ausgiebigen Abendessen und einem fröhlichen Beisammensein im Versammlungsraum des Deutschen Vereins "Bärentatze". Familie Czerwinski und die Krankenschwestern der Sozialstation, Ingrid Zacharewicz und Marianne Wilk, hatten keine Mühen gescheut, um ein herrliches und - wie es in Ostdeutschland üblich ist - reichliches Mahl zuzubereiten.
Zu den 40 Gästen dieser Feier zählten Familie, Freunde, Ritterbrüder der preußischen Genossenschaft, unter anderem der Altkommendator Ulrich v. Witten sowie Mitarbeiter der Johanniterstationen aus Sensburg, Johannisburg und Angerburg. In einer einzigartigen Rede begrüßte Eber- hard v. Redecker jeden Gast persönlich.
Heinrich Czerwinski, Zweiter Vorsitzender der Deutschen Minderheit und Erster Dolmetscher, hieß die Festgesellschaft im Versammlungsraum der "Bärentatze" willkommen und dankte dem 95jährigen für die stete, herzliche Verbundenheit des ehemaligen Kreisvertreters zu seinen Sensburgern.
Die Festrede hielt Ulrich v. Witten. Der Altkommendator hob die großen Verdienste Eberhard v. Redeckers hervor, die dieser sich als ältestes Mitglied der Preußischen Genossenschaft bei der Errichtung der Johanniter-Sozialstationen erworben habe. Dabei wurden die preußischen Tugenden unterstrichen, die innere Fröhlichkeit, der starke Durchsetzungswille, verbunden mit Heimatliebe, die den Jubilar zum Vorbild werden ließen.
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