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Nachdem die mehlverarbeitende Fabrik von Wehlau, von den Einwohnern kurz "Mühle" genannt, lange Zeit stillgestanden hatte, mahlt sie nun wieder ihr Korn. Der Leiter des Unternehmens, A. Frolow, und der Generaldirektor A. Browkin schauen nun mit Optimismus in die Zukunft, wenn auch noch etwas verhalten.
Die jungen Unternehmer wissen sehr genau, daß während eines Leerlaufs keine Gewinne zu erzielen sind. Die Fabrik hat praktisch erst im September begonnen, regelmäßig in einer Schicht zu arbeiten, normalerweise gibt es auch eine zweite Schicht. Stillstand gibt es nur, wenn auf Korn, das tagtäglich aus Rostow angeliefert wird, gewartet werden muß. Es gibt zwar auch Verträge mit örtlichen Ackerbauern, die sich verpflichtet haben, 1500 Tonnen Korn zu liefern, aber die Zeit vergeht, und das Korn wird nicht gebracht. Nach Ansicht der Müller kann man das für die Mühle brauchbare, in der Gegend von örtlichen Bauern gezüchtete Korn an den Fingern einer Hand abzählen. Aber die Mühle muß sich drehen, und zwar nicht nur, um die alten Schulden aus dem Budget zurückzuführen, sondern auch um die Produktion zu steigern, die heute bereits einen leichten Anstieg aufweist. Die Fabrik sei in der Lage, mindestens 250 Tonnen Mehl in vierzehn Tagen zu mahlen, so daß es nicht schwierig sein dürfte, in der Jahresproduktion deutlich zuzulegen.
Gemeinsam mit der Tilsiter Mühle kann die Wehlauer Brotfabrik die Region nicht nur mit ausreichend Brot, sondern auch mit Mehl versorgen. Darüber, daß man mit ihnen fest rechnen kann, kann das staatliche Brotkombinat Auskunft geben.
"Die Angestellten entscheiden alles mit" lautet die Erfolgsformel, die heute aktueller denn je für jedes Unternehmen ist. In einer Zeit der "Suche nach dem Licht am Ende des Tunnels" gelang es bisher, den Anteil älterer Mitarbeiter zu vergrößern, jedoch nicht, junge Menschen auszubilden. Hier gilt es, das Versäumte nachzuholen und zugleich die Mitarbeiter in eine zuverlässige Arbeitsweise einzuweisen. Jedoch müssen die Menschen ihren Lohn auch rechtzeitig erhalten; seit Oktober wurde dieser sogar erhöht, wodurch das Unternehmen sogar bei denen beliebt wurde, die heute noch auf der "Reservebank" sitzen.
Die Unternehmensleitung glaubt, daß die Wiederbelebung des Unternehmens gelingen wird. Es ist wichtig, das "Kranke" gerade als Quelle der Gesundung zu betrachten und dabei zu berücksichtigen, daß Klagen nichts und niemandem etwas nützen. MRH
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