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Ein Resümee des Kommandoführers

 
     
 
Die Verarbeitung dieses außergewöhnlichen Erlebnisses ist nicht in wenigen Stunden bewältigt. Zum einen ist der Einsatz auf einem Soldatenfriedhof mit Soldaten ein insgesamt sehr bewegendes Erlebnis, das manchen Gedanken auslöst, der in der grauen Alltagswelt völlig erstickt wird, weil er nicht dem Zeitgeist entspricht sowie der Lust- und Spaßgesellschaft zuwider ist. Zum anderen konnten wir aufgrund unserer Unterbringung in einem Hotel mitten in der Stadt und mitten unter der polnischen Bevölkerung
Eindrücke gewinnen, die dem Durchschnittstouristen völlig verschlossen bleiben.

Und welche Eindrücke waren es? Da wir ständig Uniform trugen, waren wir unschwer als deutsche Soldaten zu erkennen und wurden als solche voll akzeptiert. Es ist bewegend, konkret zu erleben, mit wieviel Offenheit, Freundlichkeit, Zuneigung, aufrichtiger Gesinnung und Fairneß uns die Polen begegneten. Unsere Devise war einfach. Natürlich, korrekt, höflich, hilfsbereit, nicht aufdringlich, gleichwohl selbstbewußt und verständnisvoll zu sein. Ein paar Worte, auf polnisch gesprochen, lösten beim Gegenüber plötzlich auch die Zunge für unsere Sprache: Hier ein Beispiel: Als ich in meiner Eigenschaft als Kommandoführer vor den polnischen Soldaten stand und diesen für ihren Arbeitseinsatz in deutscher Sprache dankte (es wurde ins Polnische übersetzt), sagte ich zum Schluß "do widzenia", darauf reagierten drei der sehr jungen Soldaten (Grundwehrdienstleistende) und sagten auf deutsch "Auf Wiedersehen"; ich war sehr davon gerührt. Solche und ähnliche Vorkommnisse gehörten in der Tat zu unserem Alltag!

Ein anderer "Vorfall": Geht einer unserer uniformierten Kameraden durch die Stadt und überquert auf dem Zebrastreifen die Straße. Ein ihm entgegenkommender Pole reicht ihm die Hand und sagt: "Bun-deswehr gut." Aufgrund ähnlicher Aussagen in jenen Tagen ergab sich auch, daß sowohl wir als auch unsere polnischen Gesprächspartner auf familiengeschichtliche Zusammenhänge zu sprechen kamen und somit sich zwangsläufig Gemeinsamkeiten herausstellten, die eine vertraute Atmosphäre schafften. Die emotionale Lage war insgesamt so, daß wir uns - aber auch die Polen - mit schwerem Herzen trennten und wehmütig unsere Heimreise antraten mit dem stillen Gedanken und der Hoffnung, doch mal wieder zurückzukommen. Oberstleutnant Otmar Mengels
 
     
     
 
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