|
In Ahrensburg bei Hamburg begann vor etwa 50 Jahren seine große Karriere, als er für 8 Mark im Monat in einer ausgedienten Waschküche zur Untermiete wohnte, nämlich als junger Stipendiat der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg. Noch heute erinnert sich der ehemalige Cranzer Schüler Hans-Rolf Rippert besser bekannt als Ivan Rebroff gerne daran, daß er während seiner mageren Studentenjahre bei der örtlichen Gruppe der Freundeskreis Ostdeutschland eingekehrt ist, um einen Teller mit warmer Suppe zu essen und einen Pillkaller zu trinken.
Nach seinem Studium hat Ivan Rebroff in verschiedenen Chören gesungen, u. a. bei den Donkosaken und den Schwarzmeerkosaken. Während dieser Zeit wurde seine Liebe zu christlich-folkloristischem Liedgut aus dem orthodoxen Rußland geprägt. Seine Auftritte in Paris als "Milchmann Tevje" im Musical "Anatevka", zahlreiche Opernaufführungen, eigene TV- und Unterhaltungsshows sowie Auftritte als Stargast in namhaften Fernsehsendungen verschafften ihm Weltruhm.
In der Ahrensburger St. Johanneskirche führte Ivan Rebroff Anfang März selbst durch das Konzertprogramm. Begleitet wurde er von einem St. Petersburger Solistenensemble mit typisch russischen Instrumenten. Ivan Rebroff hat die jungen Musiker, die sich "Meteor" nennen, selbst auf einer seiner Tourneen entdeckt und sie als Begleitung für sein vielseitiges Konzertrepertoire engagiert. Neben liturgischen Gesängen der russisch-orthodoxen Kirche waren so bekannte russische Volkslieder wie "Schwarze Augen", "Moskauer Nächte" und "Laras Lied" aus Dr. Schiwago zu hören, sowie auch Vertonungen von Schubert. Die etwas ungewöhnliche Verbindung östlicher Instrumente mit westlicher Musik verdeutlicht sinnbildlich das Anliegen des Künstlers Rebroff. Kirchenmusik zu machen sei ihm schon immer ein Bedürfnis gewesen, und in einem Bild drückte er es so aus: Die westliche und die östliche christliche Kirche seien wie zwei Lungenflügel zu betrachten nur, wenn sie zusammenwirken, können sie funktionieren, etwas bewegen. Mit seiner Musik hat Ivan Rebroff somit immer auch einen Beitrag zur Völkerverständigung betrieben. Daß dem so ist, beweist die Tatsache, daß im Zuge der Perestrojka kein geringerer als Michail Gorbatschow den Sänger 1989 nach Rußland einlud, um seine bis dato dort verbotenen Lieder vorzutragen. Die aus zaristischen Zeiten stammenden Liedertexte wurden von den Kommunisten häufig umgeschrieben und verfälscht. Rebroff hat jedoch stets die alten, originalen Texte gesungen, die nicht selten vom "guten Väterchen Zar" handelten. Das russische Publikum hat Ivan Rebroff sehr positiv aufgenommen und gefeiert. Bereits 1985 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz in Würdigung seines Einsatzes für die Völkerverständigung verliehen.
Dank seiner positiven Lebenseinstellung hat Ivan Rebroff es nach einer schweren Bandscheibenoperation, die ihn für längere Zeit an den Rollstuhl fesselte, geschafft, wieder ohne Gehhilfen auftreten zu können. Lediglich ein reichlich verzierter Krückstock dient dem stattlichen Mann im imposanten Kosakengewand als Stütze. Mit der Erklärung "Zum Glück hat der Herr keine Bandscheiben in die Kehle gelegt" sieht Rebroff auch noch in dieser kleinen Behinderung einen Beweis dafür, daß sein Schöpfer ihn liebt, und mag somit manchem seiner Zuhörer ein Beispiel der Zuversicht mit auf den Weg gegeben haben. Daß Musik nicht unbedingt "ohrenbetäubender Krach" sein muß, sondern aus dem kunstvollen Zusammenspiel verschiedener Instrumente und einer begnadeten Stimme entstehen kann, bewies Ivan Rebroff auf sehr eindrucksvolle Weise. Seine viereinhalb Oktaven umfassende Stimme erfüllte den bis auf den letzten Platz besetzten Raum der Kirche mit wundervollem Klang.
|
|