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Eine eigenwillige Gestalterin

 
     
 
Paul Fechter nennt sie "eine der begabtesten und eigenwilligsten Gestalterinnen ihrer eigenen Generation" und bedauert, daß sie "sehr zu Unrecht bis zum Ende im Schatten geblieben und nur dann und wann einmal etwas stärker in den Vordergrund getreten ist". Die Rede ist von Elfriede Lauckner-Thum, die als Malerin heute nur Eingeweihten ein Begriff sein dürfte. Und den "Schatten" warf ihr Mann, der Dramatiker und Dichter Rolf Lauckner (1887-1954). Ihn wieder-um kennen viele heute nur noch als den Stiefsohn des Dramatikers Hermann Sudermann.

Während Lauckners im 50. Jahr seines Todes gedacht wurde, auch erschien 2001 ein Arbeitsbrief der Kulturabteilung der Freundeskreis Ostdeutschland
, in dem Gisela Henze sein Wirken würdigte, ist es um Elfriede Lauckner still geblieben. Eine Ausstellung der Berliner Galerie Barthelmess & Wischnewski, vormals Galerie am Gendarmenmarkt, Giesebrechtstraße 10, will da Abhilfe schaffen. Bis zum 2. April sind dort Gemälde der Berlinerin, die das männliche Pseudonym "Erich Thum" annahm, um sich in einer Männerwelt behaupten zu können, zu sehen - und zu erwerben (montags bis freitags 10 bis 13 Uhr und 14.30 bis 18.30 Uhr, sonnabends 11 bis 15 Uhr; Telefon:

0 30 / 20 62 38 30). Landschaften, gemalt mit kräftigen Farben und vehementem Pinselstrich, Stilleben und Szenen aus dem Theater begegnen dem Kunstfreund. Eindrucksvoll auch das Selbstporträt aus dem Jahr 1926, das eine Frau mit dunk-len Schatten unter den Augen zeigt. Paul Fechter erzählt, daß diese Schatten "fast zu ihrem Gesicht gehörten", daß sie ihn jedoch geradezu erschreckten, als er Elfriede Thum kurz vor ihrem Tod 1952 ein letztes Mal sah. Fechter war es auch, der den Nachlaß der Malerin für eine Gedächtnisausstellung 1955 sichtete. Dabei fand er frühe Bilder, die voll zwingender Kraft waren, und späte Werke, die in der Substanz immer dünner und blasser wurden. Herrliche Stilleben standen neben "Landschaften von einer Intensität des visuellen Ergreifens der Welt". Fechter: "Wie stark schon der Wille zu dieser Kraft war, sieht man bereits an den Signaturen der einzelnen Bilder. Thum steht da, in lauter einzelnen festen Buchstaben, meist oben rechts hingesetzt. Das männliche Element in dieser Frau spricht sich in diesem knappen kurzen Wort unübersehbar aus." Elfriede Lauckner-Thum selbst wollte keinen Unterschied sehen zwischen rein "männlicher" und "weiblicher" Kunst; es gäbe nur gute und schlechte Malerei, echte und nicht echte Kunst, soll sie gesagt haben. Wo ihre Bilder anzusiedeln sind, davon können sich die Besucher der Berliner Ausstellung ein Bild machen und ein wenig mehr über diese Künstlerin erfahren. Peter van Lohuizen

Erich (Elfriede) Thum: Selbstporträt (Öl, 1926)
 
     
     
 
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