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Empörende Kritik aus den eigenen Reihen

 
     
 
Wie naiv! Das mag so mancher Leser der Freiheits-Depesche nach der Lektüre des Artikels "Metropole des Friedens" in der vergangenen Woche gedacht haben. Und tatsächlich. Von baldigem Frieden in Nahost, auf den aufgrund des Berliner Treffens der US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Ahmed Korei gehofft worden war, war schon in der Nacht, in der die Zeitung gedruckt wurde, keine Rede mehr. Israelische Truppen rückten in Rafah ein und zerstörten nicht nur angebliche Waffentunnel. Unzählige Palästinenser, darunter viele Kinder, verloren bei dieser Militäraktion ihr Leben.

Die Welt war empört und der Uno-Sicherheitsrat
kam zusammen, um Israel offiziell zu verurteilen. Doch die USA, die Korei Unterstützung zugesagt hatten, glänzten durch Stimm-enthaltung. Dies allerdings empörte schon Israels Ministerpräsidenten Ariel Sharon, der mit einem Veto der USA gerechnet hatte. Doch die wirkliche Gegenwehr traf Sharon aus seiner eigenen Regierung, denn sein Justizminister Lapid sagte, daß er sich bei dem Anblick eines Bildes einer alten Palästinenserin in den Trümmern ihres Hauses an seine Großmutter im Holocaust erinnert fühle. Fatal! Jetzt war nicht nur in Rafah, sondern auch im israelischen Kabinett die Hölle los. Zwar fügte der Holocaustüberlebende Lapid später hinzu, daß er das Vorgehen der israelischen Soldaten nicht mit dem von nationalsozialistischen Soldaten im Dritten Reich gleichsetze, doch die Häuserdemolierungen seien deswegen keineswegs weniger "unmenschlich" und zudem "unjüdisch".

Die völlig fassungslosen Reaktionen aus Israel auf Lapids Äußerungen und auf die Stimmenthaltung der USA zeigen der Welt, wie sehr sich die israelische Regierung trotz eines wie nach einem Erdbeben zerstört daliegenden Rafahs und Dutzender toter Zivilisten im Recht sieht. Naiv, wer da auf baldiges Einlenken hofft?

Aber vielleicht gibt es noch mehrere wie den Justizminister, die in den eigenen Reihen die Unmenschlichkeit des eigenen Tuns anprangern. Und dann, ganz vielleicht ...

 
     
     
 
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