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Er fand neue Wahrheiten Werke von Adolph Menzel in Washington ausgestellt

 
     
 
Wahr ist wohl, daß je mehr einer zur Kunst zugeschnitten ist, desto saurer fällt ihm das Handwerk, alle Kunst ist ja aber auch zugleich Handwerk, was bitter erlernt werden muß, und gerade mit darin liegt ihr Großes", hat Adolph Menzel (1815 Breslau – 1905 Berlin) einmal gesagt. Und bitter erlernt hat dieser körperlich kleine, künstlerisch aber große Mann diese seine Kunst. Wichtig waren ihm ausführliche Studien, und mit großer Akribie machte er sich an die Arbeit, die Dinge "durchräsonnieren", nannte er das; geradezu wissenschaftlich genau ging er an ein Thema heran.

Karl Scheffler schrieb 1915 über Menzel: "Ihm hat oft der Glaube an seine Empfindungen, an seine Instinkte gefehlt; er vertraute lieber dem Fleiße, dem Pflichtgefühl, dem unermüdlichen Studium. Vielleicht wußte er gar nichts von dem Wunder seines Genies, sonst hätte er es gepflegt und gegen alle Hemmungen durchgesetzt. Wenn Menzel seinen Gegenstand oder nur das Leben schlechthin liebte, kam ihm keiner gleich. Er war denn von einer Treffsicherheit und einer Liebenswürdigkeit, die den Betrachter hinreißen, er fand neue Wahrheiten, er wurde zum Dichter."

Adolph Menzel, der Berliner aus Breslau, ist allgemein als Darsteller preußischer Geschichte bekannt. Sein Bild von Friedrich dem Großen hat wie das von Daniel Nikolaus Chodowiecki das Bild der Deutschen von dem Preußenkönig geprägt. Und wie der Danziger vor ihm hat auch der Breslauer das Leben in Preußen dargestellt. Doch gibt es entscheidende Unterschiede. Prof. Dr. Werner Hofmann, einst Direktor der Hamburger Kunsthalle, die 1982 eine bedeutende Menzel-Ausstellung zeigte: "Die gute Stube, Gleichnis für einen wohlbehüteten gesellschaftlichen Organismus, ist Menzel fremd. Er sieht überall Unordnung und Achtlosigkeit, Verwicklung und Chaos. Im Theater fasziniert ihn nicht das Stück, sondern das Publikum: nicht die Kunstfigur, sondern das Verhalten, das sie auslöst. Aus den Eindrücken, die sein Beobachterauge betroffen machen, gewinnt seine zeichnende Hand den Ertrag von Beutezügen. Sein Zeichnen hat die Plötzlichkeit eines Überfalls, bei dem alles auf dem Spiel steht, der gelingen oder scheitern kann. Wie er mit Menschen, Tieren oder Landschaften umgeht, verrät er den Überraschungstäter. Von hinten gesehen, werden Mensch und Ding wehrlos, in der Schrägsicht von unten und oben werden sie aus den Schemata der Normalität herausgestoßen."

"Das sind nicht kalkulierte Geistreicheleien, die ein frisson nouveau auslösen sollen, das ist die Sicht eines Beobachters, der im abrupten, schonungslosen Besitzergreifen der Wahrnehmungswirklichkeit aufdeckt, daß diese Welt aus den Fugen geraten ist, daß sie die Fassung, die Chodowiecki noch für sie bereithielt, gesprengt hat. Die Welt ist Fragment. Mensch, Ding und Landschaft sind jedes in sich Fragmente und bilden, aufeinander bezogen, ein Fragment aus Fragmenten."

Menzel, der Wegbereiter der Moderne, Anreger einer neuen Maler-Graphik
er-Generation; Menzel aber auch der Maler mit dem neurotischen Zwang zur Wahrheit, "la névrose du vrai", wie es der französische Kritiker Edmond Duranty 1880 ausdrückte. In Frankreich war denn auch kürzlich eine umfangreiche Menzel-Ausstellung zu sehen (bis zum 5. Januar 1997 ist die Ausstellung in der Washingtoner Gallery of Art zu sehen, bevor sie dann vom 7. Februar bis 11. Mai in die Alte Nationalgalerie nach Berlin geht).

Menzel hat sich mehrere Male in Paris aufgehalten (1855, 1867, 1868), und seine Werke wurden auch zu Lebzeiten dort geschätzt. Seine Aufenthalte in der Seine-Metropole waren entscheidend für seine Entwicklung als Maler des Großstadtlebens. Der "Spion und Späher" mit Pinsel und Feder: "Alles Zeichnen ist nützlich, und alles zeichnen auch." Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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