|
Tony Blair kriegte einen unrühmlichen Beinamen verpaßt: Er sei der Pudel von George Bush. In der Tat ist Blairs Artigkeit schon seit der Afghanistan-Krise höchst augenfällig. Und angesichts der - höflich ausgedrückt - intellektuellen Ungleichartigkeit der beiden Führer dieses "neuen Europa", sozusagen des Pudels Kern-Europa, bleibt Blairs Haltung auch unverständlich.
Wie die Welt dieser Tage aus Zeitungsinseraten erfahren durfte, ist Blair keineswegs der einzige bekennende Pudel. Bei den anderen sind die Beweggründe allerdings viel einsichtiger, allen voran beim italienischen Premier Berlusconi: Der weiß genau, daß die Amerikaner genau wissen, daß ihre verläßlichsten Partner immer genau jene Personen und Regierungen sind, die im Geruch von Korruption und Machtmißbrauch stehen.
Portugal und Spanien wiederum haben seit eh und je eine Rute namens "Handel mit Nazi-Gold" im Fenster, die bei Bedarf gegen sie hervorgeholt wird. Aus den beiden Netto-Kassierern lassen sich zwar keine Milliarden herauspressen, doch für "Bündnistreue" reicht es allemal. Der spanische Premier Aznar betätigt sich zudem als eifriger Vergangenheitsbewältiger, der schon bei den Österreich-Sanktionen seinen linken Amtskollegen in nichts nachstehen wollte. Bei der Ölpest vor Spaniens Küste war er weniger fix, doch immerhin schaffte es seine Kriegsmarine, ein Schiff mit nordkoreanischen Raketen zu entern. Etwas voreilig, denn die Ladung war für den US-Alliierten Jemen bestimmt. Übrigens, daß Aznar von Bush "my friend Ansar" genannt wurde, sorgte bei Muslimen für Gaudium, denn "Ansar" hießen die Helfer Mohammeds in Medina.
Verständlich ist auch, daß jene, die einst den Eisernen Vorhang bewacht hatten und dann als blaßrote neosozialistische Pudel wiedergeboren wurden, nun ganz aufs neue Herrchen hören: Erstens gibt s da Krafthäppchen, und zweitens heißt es dankbar sein dafür, daß US-"Diplomatie" die EU-Osterweiterung durchboxte. Bekanntlich können Polen und Tschechen beim Markieren ihres Reviers und bei Vergangenheits-Nichtbewältigung jede Hilfe gut gebrauchen, während Slowaken und Ungarn über manch ungeahnte Perspektive frohlocken, die sich durch die Westöffnung ergibt.
Interessanterweise regt sich in der Slowakei Widerstand gegen einen NATO-Beitritt - nicht nur bei Altkommunisten und beim "Nationalisten" Meciar, sondern auch beim ehemaligen Ministerpräsidenten Carnogursky, einem Christdemokraten. Nun, angesichts texanischer Dressurmethoden muß es nicht unbedingt Sowjet-Nostalgie sein, wenn einer lieber Putins Pinscher ist.
Ganz anders Gerhard Schröder: Er wollte aus Wahltaktik nicht als Bushs Pudel dastehen und bewies damit, daß man aus den falschen Gründen das (leider nur scheinbar) Richtige tun kann. Die Breitseiten von der Ostküste, wo bekanntlich das Weiße Haus liegt, ließen allerdings schnell Angst vor der eigenen Courage aufkommen, weshalb nun demonstrative Anlehnung an Freund Chirac angesagt ist. Und Chirac hat es sicher gerne, wenn er zwischen Bruderküssen mit zentralafrikanischen Häuptlingen dem Gerhard väterlich auf die Schulter klopfen darf. Zu Zeiten, als ein Kohl mit einem Mitterand an der Hand vor die Kameras trat, konnte man das deutsche Publikum noch einigermaßen über die wahren Machtverhältnisse hinwegtäuschen. Aber jetzt, mit Schröder neben Chirac?
Eigentlich müßte Schröder wissen, daß Chirac, wenn es um den französischen Anteil an der Irak-Beute geht, rechtzeitig das Rudel wechseln wird. Dem Stil der Grande Nation entsprechend natürlich als Königspudel. Und dann wird ein anderer als des Pudels Pudel doppelt begossen dastehen! Nun, vielleicht setzen die Kanzlerberater als nächstes auf Tauroggen- und Rapallo-Nostalgie. |
|